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Zwischen April und Oktober sind die 60 Kühe von Hof Klostersee auf der Weide. Da bläst ihnen dann die Ostseeluft um die Nase. Nur zum Melken werden sie zweimal am Tag von den Landwirten zum Stall getrieben. Im Winter haben die Tiere darin rund 1.000 Quadratmeter Platz zum Liegen, Fressen, Rumlaufen. Durch das Fressen von Gras und etwas Kraftfutter produziert eine Kuh auf Hof Klostersee etwa 7.000 Liter Milch pro Jahr (statt durchschnittlich 9.000 Litern auf konventionellen Höfen).
Wie unterscheidet sich das von konventionellen Betrieben?
Hier wird die Milch, die eigentlich für die Kälber gedacht ist, auch tatsächlich den Jungtiere gelassen, das bedeutet: Das Kalb bekommt auf diesem Hof die Milch auch tatsächlich von ihren Müttern. Anders als in der konventionellen Landwirtschaft, in der beide nach der Geburt voneinander getrennt werden. Diese Kälber werden dann mit Milch aus einem Nuckeleimer großgezogen.
Was ist muttergebundene Kälberaufzucht?
Bei der muttergebundenen Kälberaufzucht, nach der auf Hof Klostersee gearbeitet wird, dürfen die jungen Tiere drei Monate lang bei ihren Müttern trinken. Dazu gibt es zweimal am Tag eine Mutter-Kind-Zeit, während die anderen Kühe gemolken werden. Wenn die Kälber sich satt getrunken haben, wird die restliche Milch ebenfalls ausgemolken. Dadurch verliert der Bauer zwar bis zu 1.000 Liter pro Kuh, die er nicht vermarkten oder weiterverarbeiten kann. Er gewinnt jedoch starke, gesunde Kälber. Das zeigt die Erfahrung auf den rund 40 Höfen in Deutschland, die auf diese Art und Weise arbeiten.
Deren Fleisch und die andere Milch vermarkten die Landwirte von Hof Klostersee in ihrem eigenen Hofladen. Sie beliefern darüber hinaus Biomärkte in Lübeck und Molkereien.
Was ist die beste Haltung?
Die muttergebundene Kälberaufzucht ist eine alternative Aufzuchtform, aber nicht zwangsläufig die beste. Daniela Schrudde von der Welttierschutzgesellschaft setzt für eine artgerechte Haltung ein enges Verhältnis zwischen Landwirt und Kühen voraus. Auch ein konventionell arbeitender Bauer könne seine Tiere hervorragend beobachten und auf deren Bedürfnisse reagieren. Bei der muttergebundenen Kälberaufzucht werde diese Beobachtung aber grundsätzlich vorausgesetzt.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert im Gespräch mit Reporterin Insa van den Berg über die alternative Aufzuchtform.