Auf den Inseln im Nordatlantik kennt es jedes Kind: das Grindadráp. Für die Bewohner der Färöer ist es normal, sich im Sommer an den Buchten zu versammeln und der alljährlichen Jagd nach Grindwalen zuzusehen. Blutgefärbtes Wasser und hunderte Tierkadaver verängstigen dort niemanden.
Färöer verteidigen ihre Tradition
Die Färöer Inseln gehören zwar faktisch zu Dänemark, verwalten sich jedoch fast vollständig selbst. So stimmten die Färinger im Jahre 1973 gegen den Eintritt in die Europäische Union – Dänemark hingegen trat dem Staatenbund bei.
Einer der Gründe hierfür war auch der Walfang. Der ist seit dem 16. Jahrhundert Traditon auf den Inseln und wird auch heute noch jährlich durchgeführt.
Die Welt hat sich seitdem verändert. Waren die Anwohner der Insel vor mehreren hundert Jahren noch auf den Fischfang und das Walfleisch angewiesen, sind sie es heute nicht mehr. Schon lange ist Walfleisch kein überlebensnotwendiges Lebensmittel mehr. Trotzdem halten die Färinger an der blutigen Tradition fest – eben weil sie die Bewahrung ihrer Tradition in einer sich verändernden Welt wichtig finden.
Gegner kritisieren die Jagd
Im Hochsommer ist Hauptsaison für die Jagd. Die Schulen, so werden Gruppen von Delfinen oder Walen genannt, werden zunächst mit kleinen Booten zusammengetrieben und in eine der unzähligen Buchten der Insel geleitet.
Auch die Tötungen finden traditionell statt und dürfen nur mit dafür vorgesehenen Geräten durchgeführt werden. So soll gewährleistet werden, dass die Tiere innerhalb von Sekunden sterben und nicht qualvoll ausbluten.
Gegner der Jagd bezweifeln jedoch, dass die Tötung immer so schnell funktionert. Es gibt Berichte von nicht-fachmännischen Tötungen, bei denen die Wale bei vollem Bewusstsein verblutet sein sollen. Kritiker bemängeln, dass die Färinger Behörden Gegner der Waljagd vom Geschehen fernhalten würden, und damit zu wenige Aussagen von unabhängigen Beobachtern verfügbar seien.
Über den schmalen Spagat zwischen Tradition und Moderne hat detektor.fm-Moderator Andreas Bischof mit dem Skandinavisten Ebbe Volquardsen von der Universität Gießen gesprochen.