Überraschender Fund
Forscher der Universität Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika haben vor etwa vier Jahren in einer Höhle 15 Skelette gefunden und darüber nicht schlecht gestaunt. Schon damals kam der Verdacht auf, dass der Stammbaum des Menschen um einiges komplexer sein könnte, als bisher gedacht. Aufgrund der Anatomie wurde das Alter der Skelette auf mehrere Millionen Jahre geschätzt.
Wir haben ein Mosaik vor uns mit sehr vielen rein menschlichen Merkmalen, aber auf der anderen Seite haben wir Merkmale, die sind sehr ursprünglich. – Dr. Peter Schmid
Jünger als gedacht
Nun veröffentlichten die Archäologen ihre Ergebnisse: Es handelt sich um eine neue Menschenart, den Homo naledi. Denn die knöchernen Überreste wurden erneut datiert. Und dabei kam heraus: Die Skelette sind nur circa 236.000 bis 335.000 Jahre alt.
Wir haben fünf unabhängige Methoden angewendet und es sind mehrere Institute daran beteiligt gewesen. In Amerika, Europa, Australien und Afrika. Aus diesem Grund haben wir eine ziemlich gesicherte und gute Datierung. – Dr. Peter Schmid
Das finale Ergebnis der Altersbestimmung hat weitreichende Konsequenzen. Denn damit ist eines sehr wahrscheinlich: Homo sapiens und Homo naledi haben gleichzeitig das südliche Afrika bevölkert. Man weiß bereits, dass der Homo sapiens sich die Erde mit anderen Menschenarten teilte. Allerdings wiesen die bis jetzt entdeckten Arten einen sehr viel höheren Verwandtschaftsgrad auf. Der Homo naledi ist ein primitiver Hominid und weist anatomisch gesehen viele ursprüngliche Merkmale auf.
Wir sind Homo naledi
Wie viel Homo naledi auch in uns steckt, das müssen Gen-Analysen erst noch zeigen. Dass unser Abstammungsschema eben doch etwas komplexer ist, das scheint inzwischen gesichert.
Über den Fund und die neue Datierung hat sich detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Dr. Peter Schmid unterhalten. Er ist Dozent für Paläoanthropologie und funktionelle Anatomie an der Universität Zürich und arbeitet vor Ort an den Knochen des Homo naledi.