Ob quälende Gedanken nach einem Autounfall oder Panik-Attacken nach einer Gewalttat. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann sich in verschiedenen Symptome äußern. Oft erleben Betroffene die traumatische Situation unfreiwillig wieder. Traumatisiert werden können aber nicht nur die Betroffenen selbst. Auch Therapeuten und Angehörige können durch die Erzählungen psychisch belastet werden. In der Forschung hat dieses Phänomen einen Namen: Sekundäre oder indirekte Traumatisierung.
Durch die Empathie-Fähigkei erlebt die zuhörende Person ein Stück mit, was der eigentlich betroffenen Person passiert ist. Und diese Empathie verursacht so etwas wie einen Zusatz, der auf die psychische Stabilität eines Therapeuten […] Auswirkungen hat. – Brigitte Lueger-Schuster, Psychologin an der Universität Wien
Ein Risiko in der Therapie
Betroffen sind laut einer Studie der Psychologin Tamara Thompsen fast 20 Prozent der Trauma-Therapeuten. Die Forscherin von der Universität Hildesheim hat etwa 300 Therapeuten auf eine Sekundäre Traumatisierung hin untersucht. Von ihnen stufte sie jeden fünften als moderat und jeden zehnten als schwer indirekt traumatisiert ein. In der Psychotherapie ist vor allem der bewusste Umgang mit dem Phänomen entscheidend.
Man versucht, die Therapeuten in ihrer Kompetenz so zu stärken, dass sie damit gut zurechtkommen. Dass heißt, dass sie sich auch immer wieder distanzieren können. – Brigitte Lueger-Schuster
Was es mit der sekundären Traumatisierung auf sich hat und wie sich Therapeuten dagegen schützen können, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Anja Bolle mit Brigitte Lueger-Schuster gesprochen. Sie ist Psychologin am Institut für Angewandte Psychologie an der Universität Wien.
Redaktion: Kaspar Weist