In Osnabrück verstirbt eine Radfahrerin, ein LKW-Fahrer hat sie erfasst. Zeugen stellen den Vorfall so dar, dass die Radfahrerin selbst den Unfall verursacht hat – sie habe bei Rot die Straße gekreuzt, heißt es. Die Polizei nimmt diese Informationen in die Pressemitteilung auf, Zeitungen übernehmen diese – und in den sozialen Netzwerken häufen sich gehässige Kommentare: Selbst schuld, Radfahrer halten sich auch nie an Verkehrsregeln.
Zeugen oft wichtigstes Beweismittel
Später stellt sich raus: So war es nicht. Eine Dashcam im Fahrerhaus hat den Unfall aufgezeichnet, nun ist klar: Der LKW-Fahrer hat an der Ampel die Spur gewechselt und die neben ihm befindliche Radfahrerin angefahren.
Es ist nicht das erste Mal, dass Zeugenaussagen die Ermittler in die Irre führen – ob der Unfall ohne Videoaufzeichnung hätte korrekt rekonstruiert werden können, ist fraglich. Wie oft also verfälschen Zeugenaussagen die Ermittlungen, das Verfahren, ein Urteil?
Fehlerhafte Aussagen
Dabei passieren solche fehlerhaften Aussagen meistens gar nicht bewusst oder gar aus Boshaftigkeit. Oft täuscht uns schlicht unsere Wahrnehmung: Es war dunkel, wir waren gestresst, haben etwas gehört und glauben dann, es selbst gesehen zu haben.
Trotzdem sind Zeugen und Zeuginnen ein wichtiges Beweismittel vor Gericht – was wäre auch die Alternative? Darüber sprechen detektor.fm-Redakteurin Rabea Schloz und Rechtsanwalt Achim Doerfer in einer neuen Folge von „Ist das gerecht?“.