Deutschland hinkt hinterher: in 28 europäischen Ländern können sich Frauen im Notfall in der Apotheke bereits die „Pille danach“ ganz einfach kaufen. Nur in Deutschland, Italien und Polen muss man nach wie vor einen Arzt aufsuchen, um das Präparat verschrieben zu bekommen.
Der Gesundheitsminister ist strikt dagegen
Heute hat der Bundestag über die Rezeptpflicht des Hormonpräperats diskutiert. Viele Experten sind für die Freigabe des Medikaments. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sieht keine medizinischen Argumente für eine Verschreibungspflicht. Gesundheitsminister Gröhe von der CDU will die Rezeptpflicht jedoch beibehalten – und wird dafür von vielen Seiten kritisiert.
Streit in der Koalition
Auch der Koalitionspartner ist genervt. So wirft Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, Gröhe eine „Bevormundung von Frauen“ vor. Die SPD plädiert gemeinsam mit Grünen und Linken für eine rezeptfreie „Pille danach“.
„Es wird Zeit, dass aufgeklärte Frauen sich endlich selbstbestimmt in solchen Notfallsituationen entscheiden können“, sagte Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche und kritisierte zugleich den Gesundheitsminister.
Was ändert sich eigentlich, wenn die „Pille danach“ rezeptfrei wird? Darüber haben wir mit Ines Thonke gesprochen. Sie ist Ärztin und medizinische Referentin beim Bundesverband von pro familia.
Wir haben die Erfahrung, wenn eine Frau zum ärztlichen Notdienst geht, dann sitzt da zum Beispiel ein Neurologe oder ein HNO-Arzt. Der berät die Frauen auch nicht. – Ines Thonke