Wikinger 500 Jahre vor Kolumbus
Die Geschichte fängt an im Jahr 1957. Der Buchhändler Laurence Witten glaubt, den ganz großen Fund gemacht zu haben: Eine Wikinger-Karte aus dem 15. Jahrhundert. Sie zeigt Amerika als eine kleine, weit abgelegene Insel am Rand der Welt. Die Darstellung soll sich dabei auf den Bericht zweier isländischer Wikinger beziehen, die den Kontinent bereits um das Jahr 1000 entdeckt haben sollen, also bereits 500 Jahre vor Kolumbus. Die Wikinger gaben der Insel den Namen Vinland, welcher der Karten den Namen Vinland Map bescherte.
Vergeblich versuchte Laurence Witten, diese Karte an die Yale Universität zu verkaufen. Der Leiter der Kartenabteilung glaubte jedoch nicht an die Echtheit des Dokuments. Die Löcher von Holzwürmern in der Wikinger-Karte passten nicht zu einem anderen Dokument, welches angeblich hinter der Karte angebunden war, die Tartar Relation.
Durch Zufall gelangte ein halbes Jahr später jedoch ein weiteres Dokument in die Hände von Laurence Witten. Dieses konnte sicher auf das 15. Jahrhundert datiert werden, und weil dieses alte Dokument ebenfalls von Holzwürmern durchlöchert wurde, packt Witten es spaßeshalber zwischen die Vinland Map und die Tartar Relation, und siehe da: Die Löcher stimmten überein.
Die Löcher waren erst der Grund, die Karte nicht zu kaufen, später aber der Grund, sie doch zu kaufen. – Tim Ehlers, Katapult-Magazin
Das Papier ist echt – aber auch die Tinte?
Doch schon bald kamen erste Zweifel an der Echtheit der Wikinger-Karte auf. Die verwendete Tinte stammt eventuell aus dem 20. Jahrhundert – allerdings gibt es auch andere Meinungen. Außerdem wird Grönland als Insel dargestellt, was nicht der damaligen Darstellung entspricht. Das Pergament konnte zwar sicher auf das Jahr 1440 datiert werden, die Karte darauf könnte jedoch auch nachträglich aufgetragen worden sein.
Über die Karte der Woche hat detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit Tim Ehlers vom Katapult-Magazin gesprochen.