Das ABC der Kohlmeisen
Die Kohlmeise ist einer der ersten Frühjahrsboten, die mit ihrem Gezwitscher den Frühling einleiten. Das sehr abwechslungsreiche Audio-Programm, welches der Vogel wild in die Welt tschirpt, hat aber eine tiefgründigere Bedeutung. Ein Forscherteam von Evolutionsbiologen aus Japan, Schweden und der Schweiz hat ein System im Zwitschern der Japanischen Kohlmeise entdecken können.
Die Kohlmeise ist schon etwas variationsreicher als andere Meisenarten. Der Grund dafür ist, dass Kohlmeisen sozialer sind und gewisse Sachen sozial lösen. Das könnte dazu beigetragen haben, dass gerade die Japanische Kohlmeise diese subtile Art von Sprache entwickelt hat. – Michael Griesser, Evolutionsbiologe an der Universität Zürich
Denn die Japanische Kohlmeise kann über zehn verschiedene Ruflaute kombinieren, um mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Durch die Verbindung von ABC-Lauten wird beispielsweise eine bedrohliche Situation signalisiert, bei D-Rufen werden die Kohlmeisen-Partner angelockt. Auch die Kohlmeise hat demnach eine Syntax, also ein Regelsystem, nach dem die Vogelsprache funktioniert.
Wie es in den Wald hineinzwitschert
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Die Kombination von einzelnen Wörtern zu komplexen Sätzen wurde bislang nur dem Menschen zugeordnet. Mehr und mehr zeigt sich aber, dass die menschlichen Fähigkeiten doch nicht so einzigartig in der Tierwelt sind, wie bisher angenommen.
Denn nicht nur bei der Sprache haben die Federträger mehr zu bieten als Spatzenhirne. Raben können sich beispielsweise in ihre Artgenossen hineinversetzen, Tauben haben ein außergewöhnliches Lernvermögen und Papageien können sogar die menschliche Sprache nachahmen.
Wie die Grammatik der Vögel funktioniert, hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange den Anthropologen Michael Griesser gefragt, der zusammen mit Kollegen aus Japan, Schweiz und Schweden die Kommunikation von Japanischen Kohlmeisen analysiert hat.
Redaktion: Johanna Siegemund