Mary Shelley hätte es nicht besser schreiben können: eine Kreuzung aus Mensch und Schwein. Doch handelt es sich hierbei nicht um eine Neuauflage von Frankenstein, sondern um wissenschaftlichen Ernst aus dem Silicon Valley. Das Team um die Forscher Izpisua Belmonte und Jun Wu veröffentlichen im Fachmagazin Cell ihre neuesten Forschungsergebnisse.
Rund 1.500 Embryonen wurden Säuen entnommen und im Labor mit menschlichen Zellen versetzt. Anschließend wurden die gekreuzten Embryonen den Schweinen wieder eingesetzt und nach 28 Tagen erneut entfernt.
Ähnliche DNA bei Mensch und Schwein
Die ähnliche Struktur der DNA von Mensch und Schwein war Grundlage für die Hoffnung der Forscher, beide Spezies kombinieren zu können. Ihr Ziel war es, lebendige Tiere mit Organen aus menschlichen Zellen zu erschaffen. Zwar decken sich die Erbinformationen von Mensch und Schwein zu 95 Prozent, doch reiche das nicht aus, meint Prof. Heiner Niemann vom Friedrich-Löffler-Institut.
Zellen von unterschiedlichen Spezies können nicht zusammenbleiben. […] Ein Zelltyp ist dabei immer dominant. – Prof. Heiner Niemann, Institut für Nutztiergenetik am Friedrich-Löffler-Institut
Die Studie zeigt, dass sich die Anzahl der menschlichen Zellen im Embryo im Laufe der Testphase immer weiter verringert. Niemann geht davon aus, dass sie ab einem bestimmten Zeitpunkt ganz verschwinden. Die Zellen des Schweins haben sie verdrängt und machen ein gemeinsames Wachsen somit unmöglich.
Noch kein Ersatzteillager
Grundsätzlich dient die Forschung der klinischen Herstellung menschlicher Organe. Die Nachfrage nach Spenderorganen ist in Deutschland unverändert hoch. Dennoch macht Niemann den Betroffenen wenig Hoffnung auf eine schnelle Lösung, zumindest mit dieser Methode. Viel mehr verspricht er sich von einer verbesserten Annahme fremder Organe durch den menschlichen Körper.
Wenn wir alle einen Organspendeausweis bei uns hätten, dann würde vieles einfacher werden. – Prof. Heiner Niemann
Einen genaueren Blick auf die Untersuchungen hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange mit Prof. Heiner Niemann geworfen. Er leitet den Forschungsbereich für Biotechnologie am Friedrich-Löffler-Institut.