Atomenergie — Das kleinere Übel
Die aktuellen Sorgen um steigende Energiekosten und mögliche Engpässe beeinflussen nicht nur die politische Debatte um Atomenergie. Auch in der Bevölkerung hat sich die Stimmung verändert. Laut dem ARD-Deutschlandtrend aus diesem Juni sind gut 60 Prozent der Befragten für eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. Einer Umfrage im Auftrag des Magazins Der Spiegel zufolge konnten sich diesen August gut 40 Prozent der Befragten vorstellen, dass sogar neue Atomkraftwerke gebaut werden. Warum das so ist, erklärt die Psychologin Janna Hoppmann so:
Emotionale Debatte
Die politische Debatte um den sogenannten „Streckbetrieb“ wurde sehr emotional geführt. Emotionen spielen generell eine große Rolle in der Geschichte der Atomenergie. Allerdings waren die nicht immer negativ, sagt der Technikethiker Prof. Dr. Armin Grunwald. In den 1950er und 1960er Jahre, so Grunwald, umgab die Atomenergie eine große Euphorie. Es war das Versprechen von Energie im Überfluss. Für die Psychologin Katharina van Bronswijk ist die Atomenergie auch ein Beispiel dafür, wie gut wir als Gesellschaft im Verdrängen sind:
Vertrauen in Technik
Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten und der Klimakrise setzen viele Menschen ihre Hoffnung in technologische Entwicklungen. Die Idee: Sie sollen helfen, die Probleme, die wir innerhalb der Gesellschaft haben, in den Griff zu bekommen. Technikethiker Armin Grunwald hält diese Vorstellung für naiv:
Welche Rolle spielen Emotionen in der Debatte um Atomenergie? In der ersten Folge unserer Sonderreihe zum Thema Atomenergie sprechen detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew und detektor.fm-Redakteurin Sara-Marie Plekat über Sorgen und Ängste. Antworten auf ihre Fragen suchen sie bei den Psychologinnen Janna Hoppmann von ClimateMind, Katharina van Bronskijw von Psychologists and Psychotherapists for Future und dem Technikethiker Armin Grunwald vom Karlsruher Institut für Technologie.