Der Mona-Lisa-Effekt existiert, doch nicht bei der Mona Lisa
Kaum ein Gemälde birgt so viele Geheimnisse wie die Mona Lisa. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Kunstexperten mit den Mysterien um ihr Lächeln, ihr Alter oder auch ihre Augen. Das Phänomen, sie würde einen mit ihrem Blick verfolgen, bezeichnet man bis heute als Mona-Lisa-Effekt. Doch mit einer Forschungsreihe haben zwei Wissenschaftler der Universität Bielefeld bewiesen, dass sie uns gar nicht anschaut.
Daher wäre die Mona Lisa zu Unrecht die Namensgeberin dieser optischen Täuschung. Allerdings gibt es den Effekt an sich wirklich, meint auch der Professor für kognitive Psychologie und Mitautor der Studie, Dr. Gernot Horstmann.
Eigentlich tritt der Mona-Lisa-Effekt bei jedem Bild auf, wo die Person geradeaus schaut. – Dr. Gernot Horstmann
Ein Beispiel für ein Bild, das den Betrachter wirklich anschaut, ist seiner Meinung nach die amerikanische Werbekampagne mit „Uncle Sam“.
Der Winkel ist entscheidend
Ursprünglich haben sich Horstmann und sein Kollege Sebastian Loth für das Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) mit Blickwinkeln von Avataren beschäftigt. Während dieser Arbeit haben sie auch den Mona-Lisa-Effekt untersucht und ihrem Gefühl vertraut, dass sie an Ihnen vorbeischaut. Daraufhin haben sie 24 Testpersonen entscheiden lassen, wo die Frau auf dem Bild denn genau hinsieht.
Das Experiment mit diesen unvoreingenommenen Beobachtern hat zum Ergebnis geführt, dass die Mona Lisa ziemlich deutlich rechts an mir vorbeischaut. Sie hat einen Blickwinkel von 15,4 Grad. – Dr. Gernot Horstmann
Weshalb denken wir, dass uns die Mona Lisa beobachtet, und warum braucht der bekannte Effekt wohl einen neuen Namensgeber? Diese Fragen hat Gernot Horstmann im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Anja Bolle beantwortet.
Redaktion: Matthias Müller