Der Nobelpreisreigen ist eröffnet. In den kommenden Tagen erfahren wir, wer 2014 die Weltspitze in Naturwissenschaften, Literatur und Friedensarbeit anführt. Den Anfang machen John O’Keefe aus London sowie May-Britt und Edvard Moser aus Trondheim in Norwegen. Für die drei Hirnforscher – und im Laufe der Woche eine handvoll weiterer Menschen – wird sich das Leben verändern. Das weiß auch Richard Ernst. Der Schweizer Wissenschaftler erhielt 1991 den Nobelpreis für Chemie.
Preisnachricht: Über den Wolken von Stockholm
Wenn Richard Ernst seine Nobel-Annekdote erzählt, hat er das Schmunzeln seines Gegenüber sicher. Er saß im Flugzeug, auf dem Weg von Moskau nach New York. Ausgerechnet in dem Moment, als sich der heute 81-Jährige zehntausend Kilometer über Stockholm befand, kam der Flugkapitän an seinen Platz, um die frohe Botschaft zu verkünden. „Lassen Sie mich schlafen, ich bin müde“ war seine erste Reaktion. Es folgte der zu erwartende Interviewmarathon und ein kleiner Medienskandal:
Ich kam mir als Schauspieler vor, der hier auftreten muss. Ich musste mir einen Frack mieten für die Preisverleihung. Das wurde von den Journalisten kommentiert. Es sei doch eine Schande für einen Schweizer, mit einem gemieteten Frack vor dem König aufzutreten.
Richard Ernst nahm das gelassen, so gelassen, wie den Preis ansich. Er setzte seine Arbeit fort, bis zur Pensionierung 1998. Statt sich jetzt um den Garten zu kümmern, müsse er herumreisen und Vorträge über den Nobelpreis und seine Arbeit halten, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Nach wie vor beschäftigt ihn aber die Frage, warum er den Preis nicht teilen musste. Er habe Kollegen, die ihn mindestens genauso verdient hätten. Besonders um einen Kollegen tat es ihm leid – die Reaktionen waren bitter, das Verhältnis entspannte sich erst nach zehn Jahren wieder.
Den neuen Nobelpreiskollegen rät er zu Entspannung: Nicht zu stark aufregen und das Leben nicht ändern. Ob er das geschafft hat und wie sich ein Leben mit der Ehrung anfühlt, verrät Richard Ernst im Interview: