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Gute Nachrichten | Ooho! – Wasserblase statt Wasserflasche?

Löst eine essbare Blase die Plastikflasche ab?

Keine Kisten mehr schleppen, kein Pfand mehr tauschen – drei Londoner Studenten haben sich Ooho! ausgedacht: Wasser nicht mehr in Flaschen, sondern in essbaren Blasen, die von einer Doppelmembran umschlossen sind. Günstig, umweltfreundlich und stabil. Wir stellen die Idee vor.

Ohne eines können wir alle nicht existieren: ohne Wasser. Es kommt aus dem Hahn, es ist eigentlich immer da. Zumindest im reichen Westen.

Und wenn wir Wasser kaufen, dann ist das: in Flaschen. Ganz klar. Das war schon immer so. Das machen alle so. Und das ist ziemlich dumm: sagen zumindest drei Studenten aus London. In den „Guten Nachrichten“ stellen wir Ihnen heute eine andere, eine bessere Idee vor: Ooho!

Doris Hellpoldt und Marcus Engert - sprechen über Ooho (und haben gehört, Selfies seien in Mode).

sprechen über Ooho (und haben gehört, Selfies seien in Mode).
Ist das nicht teuer? – Das ist es schon jetzt. Wir müssen uns klar machen: Mineralwasser ist ein ziemlicher Marketing-Gag.Doris Hellpoldt und Marcus Engert
Gute Nachrichten – Ooho soll die Plastikflasche abloesen 05:07

 


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Das Gespräch zum mitlesen

Doris Hellpoldt: Bevor ich ins Studio bin gekommen bin, hab ich mir auch eine Flasche Wasser mitgenommen. Wo genau ist denn da das Problem?

Marcus Engert: Das Problem ist, dass wir das Problem gar nicht mehr sehen: wann immer wir ein Wasser kaufen, kaufen wir auch eine Flasche. Daran haben wir uns total gewöhnt. Und deswegen stellen wir das nicht mehr in Frage – Weil die Probleme, die das verursacht, nämlich nicht mehr vor unseren Augen passieren: 80% der Plastikflaschen weltweit werden nicht recycelt.

Und was passiert mit denen?

Die liegen irgendwo rum. Auf Deponien. Als riesige Müll-Inseln auf den Meeren. 90% des Mülls in den Meeren ist Plastik. Diese Plastikstoffe gelangen in das Plankton, in die Fische, damit auch in unsere Lebensmittelketten. Und das ziemlich lang: weil eh das Plastik abgebaut ist, braucht es 700 Jahre.

Jetzt sagst du, gibt es eine Gruppe von Studenten, die eine bessere Lösung erfunden hat.

Genau. Eine flexible, etwas glibberige, flexible Blase nämlich. Das ganze sieht ein bisschen aus wie eine Qualle. Oder wie ein Silikonimplantat.

Und wie trinkt man das dann?

Man isst es eigentlich mehr. Diese kleine Blase, dieses Ooho, die kommt einfach mit so einem Haps in den Mund. Man kann das zwar auch anreißen oder aufstechen und daraus trinken, aber weil das eben eine flexible Form hat, sabbert da schnell was daneben. Darum kann das Wasser einfach mit einem Haps in den Mund.

Ist das nicht eklig?

Also, die Membran darum – genauer gesagt ist es eine Doppelmembran – besteht aus Wasser, Braunalgen und Kalziumchlorid. Die schmeckt nach gar nix. Die Membran ist durchsichtig, vollständig essbar – und wenn man gar nicht will: sie ist auch vollständig abbaubar. Wegschmeißen ist also kein Ding.

Und die geht nicht kaputt, auch nicht im Rucksack zum Beispiel?

Die Entwickler sagen, das sei vergleichbar mit der Haut um einen Pfirsich oder Apfel. Nur eben etwas flexibler.

Aber das ist doch dann dreckig und unsauber, wenn diese Kugel vorher wer weiß wo herumgelegen hat und ich die jetzt essen soll?

Deswegen ist das eine Doppelmembran. Man kann die äußere einfach abpuhlen, und dann die innere mit essen. Oder eben beide wegwerfen, die bauen sich ja ab.

Das klingt alles ziemlich nach High-Tec. Ist das nicht teuer?

Das ist es schon jetzt. Wir müssen uns klar machen: Mineralwasser ist ein ziemlicher Marketing-Gag. Weil das Wasser aus dem Hahn ist in aller Regel qualitativ genau so gut. Für einen Liter Mineralwasser bezahlt man im Schnitt 50 Cent. Dafür bekommt man ca. 100! Liter Leitungswasser.
Wenn wir heute eine Plastikflasche Wasser kaufen, dann ist 90% des Preises, den wir dafür bezahlen, die Flasche! So ein Ooho soll 2 Cent pro Stück kosten.
Also, zumindest in der Rechnung, die die drei Studenten aufmachen, wird’s billiger.

Und welche Baustellen haben die da noch zu schließen?

Woran die da jetzt arbeiten, sind die konkreten Einsatzmöglichkeiten. Zum Beispiel die Idee, viele kleine Membran-Kugeln in eine große zu packen, mit einer dickeren Membran. Das würde dann viele Transportprobleme lösen. Und man müsste auch nicht immer eine große Menge Wasser auf einmal zu sich nehmen.

Und jetzt? Wird die Idee Realität?

Das Ganze ist billig, einfach herzustellen, die Membran ist sehr stabil. Hygienisch. Biologisch abbaubar auch. Also rein faktisch gibt’s da kaum ein wirkliches Argument dagegen.

ooho - by Rodrigo García Gonzáles

Ooho soll zwei Membranen haben. Die äußere hält Schmutz ab, die innere kann mit gegessen werden. Foto: Rodrigo García Gonzáles

Trotzdem wird das wohl noch dauern, eh wir unser Wasser aus kleinen Blasen und nicht mehr aus Flaschen bekommen. Weil das nämlich unser grundlegendes Konzept von trinken aufbrechen müsste. Viele reagieren erstmal mindestens irritiert bis engeekelt. Das erinnert die Leute an Quallen oder an Brustimplantate. Und wenn die Membran leer ist, dann ist sie auch keine schöne volle Blase mehr, sondern eine glibberige waberige Masse. Also: unser ganzes Konzept von „Trinken“ wird hier auf den Kopf gestellt. Und dann muss man natürlich auch sehen: mit Plastikflaschen und mit dem Wasser darin verdienen ein paar Firmen sehr große Firmen sehr sehr sehr viel Geld. Also: das wird schon noch eine Weile dauern.

Aber: die Erfinder wollen, dass das wirklich Realität wird. Und sie haben das Ganze unter eine Creative Commons Lizenz gestellt, also kein Patent für sich darauf reserviert oder so. Jeder darf das also machen, und weiterentwickeln. Vielleicht wird’s ja was.

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