Zettel, Ersatzleute und Aberglaube
Mythen und Legenden über das Elfmeterschießen gibt es massenweise. Da ist der Fluch der chronisch erfolglosen Engländer. Da sind Ersatz-Torhüter, die wegen ihrer Nervenstärke extra eingewechselt werden. Und da ist natürlich Jens Lehmann mit seinem Spickzettel bei der WM 2006. Als es im Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien zum Elfmeterschießen kam, sprang er immer in die richtige Ecke.
Beim letzten, entscheidenden Elfmeter von Esteban Cambiasso kam es dann zu Lehmanns Meisterleistung. Er zog auffällig einen Zettel aus dem Stutzen, las ihn – und hielt Cambiassos Elfmeter. Das Kuriose daran: Auf dem Zettel standen die Lieblingsecken aller argentinischer Schützen. Nicht aber die von Cambiasso.
Das gläserne Elfmeterschießen
Auch die Sportwissenschaft beschäftigt sich mit dem Thema. Vom Druck des Schützen über die Körpersprache des Torwarts bis zur Reihenfolge, in der geschossen wird, beinahe jeder Aspekt wird untersucht. Alles wird gemessen.
So gewinnt in 60 Prozent der Fälle die Mannschaft, die den ersten Elfmeter schießt, ungefähr drei viertel der geschossenen Elfmeter gehen rein, und der Torwart hat 0,4 Sekunden Zeit, bis ein 100 km/h schneller Ball einschlägt.
Jeder erwartet von einem Schützen, dass er trifft. Und er natürlich auch selbst, neben seinem Trainer, den Mitspielern und den Fans. Somit hat die Sportwissenschaft eine spannende Frage beantworten können. Nämlich, dass es tatsächlich auch Spielern einen Tick leichter fällt und sie auch einen Tick erfolgreicher sind, wenn das sehr pflichtbewusste Menschen sind. – Prof. Dr. Daniel Memmert, Sportwissenschaftler
Auch in der K.O.-Phase der WM in Russland wird es aller Voraussicht nach zu Entscheidungen im Elfmeterschießen kommen. Prof. Dr. Daniel Memmert vom Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der Deutschen Sporthochschule Köln spricht mit detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt darüber, was wir von der Sportwissenschaft über das Elfmeterschießen lernen können.
Redaktion: Sebastian Ernst