Drei Tage lang konnten sich Reddit-Nutzer auf der Internet-Plattform künstlerisch auslassen. Auf einer virtuellen Leinwand. Dabei gab es allerdings ein paar Regeln: Jeder durfte alle 5 Minuten, nur einen Pixel setzen. Das Ergebnis? Eine Art Collage aus mehreren Kleinkunstwerken, die auf der virtuellen Leinwand miteinander konkurrieren.
Der Kampf ums Überleben
Forscher vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena haben sich die Entwicklung des Kunstwerks nun genauer angeschaut. Denn der Entstehungsprozess des Bildes gibt Aufschluss darüber, wie sich Strukturen unserer Kultur entwickelt haben. Die Wissenschaftler arbeiten dabei mit dem Vokabular der Evolutionsbiologie.
Das erste was uns in den Sinn gekommen ist, ist, dass das wie eine Petrischale ist für Kulturevolution […] Generell ist die Idee bei der Kulturevolution immer, Prozesse zu identifizieren, wie sich Kultur entwickelt. – Thomas Müller, Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
Struktur im Chaos
Eine leere Leinwand, auf der jeder machen kann, was er will, klingt erst einmal nach Chaos. Laut Müller entwickeln sich jedoch in diesem Wettbewerb gewisse kulturelle Merkmale, die sich dann in einer gewissen Struktur zeigen. So entstehen beispielsweise kleine Bilder wie die Mona Lisa, Symbole oder Landesflaggen. Doch das setzt Gruppenarbeit voraus, da der Einzelne nur wenige Pixel setzen kann. Auch stehen die einzelnen Mini-Gruppenbilder in Konkurrenz zu anderen Bildern.
Das wiederum führt dazu, dass die verschiedenen benachbarten Kunstwerke auch integriert werden und sich gegenseiteig beeinflussen und anpassen. – Thomas Müller
Über das ungewöhnliche Kunstprojekt auf reddit hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Thomas Müller geredet. Er forscht am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena.
Redaktion: Isabel Woop, Lara-Lena Gödde