Das jährliche Gedenken an die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 stellt das Dresdner Opfer in den Vordergrund. Zumindest ist das jahrelang so gewesen.
Diese lange Selbstviktimisierung hat den Dresdner Diskurs in den Augen vieler blind werden lassen – für die eigene nationalsozialistische Vergangenheit, Schuldfragen, das Leid der Opfer Nationalsozialismus und den Krieg selbst. Die Geschichten und Perspektiven der Erlebnisgeneration sind die prägenden Quellen des Gedenkens.
Dramatik bestimmt den Kanon der Erinnerung. Andere Perspektiven werden davon überblendet. Die britische Luftwaffe hatte in Dresden nicht den Auftag, ein „Massaker“ zu veranstalten, wie gelegentlich vermutet wurde. Nicht nur Bomben, auch Flugblätter warf sie während des Luftkriegs auf deutsche Städte ab – mit Botschaften wie dieser:
Natürlich würden wir lieber eure Fabriken, Werften und Eisenbahnen treffen. Doch fast alle diese Ziele liegen inmitten der Häuser derjenigen, die dort beschäftigt sind. Deshalb treffen wir eure Häuser – und euch -, wenn wir sie bombardieren. Wir bedauern diese Notwendigkeit.
Olga Horak wurde als Teenagerin nach Auschwitz deportiert. Mit einem der Todesmärsche kam sie während der Luftangriffe durch Dresden. Die Bombardierungen waren ihre Rettung.
Aber die Wachposten sind Weggelaufen in die Schutzkeller und die Bomben sind heruntergekommen, ich hab immer gesagt: wie Manna vom Himmel
Perspektiven wie diese greift unser Beitrag zum 70. Jahrestag der Bombardierungen Dresdens auf und diskutiert so das traditionelle Gedenken in Dresden.
Krieg ist immer Krieg. Es fragt niemand mehr, wer diese Kriege beginnt. Krieg kommt dann scheinbar wie Hochwasser über die Menschen.
sagt Sophie Abbe. Die Dresdnerin ist eine der härtesten Gegnerinnen des jährlichen Gedenkens und erklärt hier, warum.
Autorin: Jennifer Stange
Sprecher: Jennifer Stange, Insa von den Berg, Christian Bollert, Marcus Engert und Natalie Schorr