Knapp 82 Prozent der alpinen Skigebiete nehmen es mit der Kilometerzahl bei der Pistenlänge nicht ganz so genau. Herausgefunden hat das der Reisejournalist Christoph Schrahe. Er kennt sich mit Wintersport und Marketingtricks aus. Außerdem hat er festgestellt, dass sich der viel beworbene Traum vom unendlichen Weiß oft gar nicht bewahrheitet.
Das Zahlentuning
Höher, schneller, länger – im Wettbewerb um das attraktivste Skigebiet stellen sich Wintersportorte oft als „Pistenträume“ vor. Abwechslungsreiche Herausforderungen und die Gesamtlänge aller Pisten sind für viele Touristen ausschlaggebend. Dabei gibt es eine Richtlinie, die von der Seilbahnbranche entwickelt worden ist, um ein einheitliches Messverfahren einzuführen. Rechtlich bindend ist sie allerdings nicht.
Es gibt keine rechtliche Grundlage, den Skigebieten da irgendwelche Vorschriften zu machen. Und dieser Freiraum, der da besteht, wird ausgenutzt. – Christoph Schrahe, Reisejournalist
Das ist ein Schlupfloch, das die Wintersportanbieter ausnutzen, wenn nicht ausgerechnet Christoph Schrahe auf ihren Pisten gefahren ist. Denn er ist bereits vor 30 Jahren seiner Vermutung gefolgt, dass bei den Pistenkilometern geschummelt wird und hat einfach mal nachgemessen. Die Wintersportbranche ist darüber natürlich nicht erfreut. Denn die Länge der Piste ist ausschlaggebend für den Skipass.
Die Vermessung der Pistenlänge
Die Ergebnisse Schrahes sind teilweise erschreckend. So wirbt beispielsweise das Skigebiet Corvatsch in der Schweiz mit traumhaften Skipisten mit einer Länge von insgesamt 120 Kilometern. Der Reisejournalist konnte in Corvatsch jedoch selbst nur 42 Kilometer messen. Also eine große Mogelpackung? Das Skigebiet sieht das anders: Schrahe habe einfach die falsche Messmethode verwendet.
Abwechslung resultiert nicht allein aus der Länge. Die Pistenbreite ist auch ein Argument. Deswegen gehen jetzt auch viele Skigebiete dahin, mit ihren Flächen zu werben. Eigentlich wäre es das Beste, wenn immer beides angegeben würde. – Christoph Schrahe, Experte für Skipisten
Nicht nur Corvatsch, auch anderen Skigebieten ist der deutsche Journalist mit seiner Messtechnik ein Dorn im Auge. Größter Streitpunkt ist dabei die Vermessung selbst, denn die Möglichkeiten, eine Piste zu befahren, sind vielfältig. Doch besonders in den französischen und schweizer Alpen weichen die Versprechen der Pistenbetreiber von den Messungen sehr stark ab.
Wie man die Landschaft der alpinen Mogelpackungen vermisst, hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser den Pistenlängen-Vermesser Christoph Schrahe einfach selbst gefragt.
Redaktion: Johanna Siegemund