Groß-Andamanisch gehört zu den Sprachen, die am stärksten vom Aussterben bedroht sind. Weniger als zehn Menschen kennen die uralten Vokabeln und die Grammatik noch. Auf den Inseln im Golf von Bengalen zeigt sich beispielhaft die Problematik vieler kleiner Sprachen.
Die Andamanen sind eine Gruppe aus 204 Inseln. Die Strände dort gehören zu den schönsten der Welt. Während einige der Inseln bereits vom Tourismus leben, lebt auf anderen die indigene Bevölkerung noch in traditioneller Weise und weitgehend abgeschottet von der Außenwelt.
Andamanisch am Ende?
1858 wurden die Andamanen von der Regierung Großbritanniens offiziell zur Strafkolonie erklärt. Heute gehört die Inselgruppe zu Indien. Die Amtssprachen sind Englisch und Hindi. Doch früher sprachen die Menschen dort ihre eigene Sprache, nämlich Andamanisch.
Die Linguistin Anvita Abbi hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Sprache zu verstehen, bevor sie ausstirbt. Seit Jahrzehnten versucht sie, mit den letzten verbliebenen Sprecherinnen und Sprechern die Systematik der Sprache und ihre Eigenheiten aufzuarbeiten. Groß-Andamanisch hat viele Besonderheiten: So sind die Namen geschlechtsneutral und die Sprache fußt fast vollständig auf Begriffen des menschlichen Körpers.
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer gibt Karin Schlott, Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft, einen Einblick in die Sprache und Lebensweise der Andamanen. Sie verdeutlicht zudem anhand einiger Vokabeln die Besonderheiten dieser sehr alten Sprache.
Schlott erklärt auch, inwiefern Groß-Andamanisch beispielhaft für viele kleinere Sprachen ist, die vom Aussterben bedroht sind. Weltweit gibt es derzeit rund 7.000 Sprachen. Schätzungen zufolge wird bis Ende des Jahrhunderts die Hälfte davon verschwunden sein — und damit auch die mit den Sprachen verbundenen Kulturen und das entsprechende Wissen.