Plötzlich waren sie da: Impfstoffe auf Basis von mRNA-Technologie hatten in der Covid-Pandemie ihren großen Auftritt. Weltweit wurden hunderte Millionen von Menschen damit gegen das Corona-Virus geimpft. Von den ersten Berichten bis zur Zulassung vergingen nur wenige Monate. Doch die mRNA-Impfstoffe sind nicht aus dem Nichts aufgetaucht, wie die Öffentlichkeit das oftmals wahrgenommen hat.
mRNA: Impfgegner-Argument falsch
Tatsächlich geht die Forschung zu Präparaten dieser Art bis in die Sechzigerjahre zurück. Damals begann die Wissenschaft, nach Wegen zu suchen, um die damals entdeckte „Messenger“-RNA für medizinische Zwecke einzusetzen. Anfang der Neunziger erlebte die Technologie dann einen ersten Hype. Doch weil die Entwicklung teuer und die RNA-Ketten instabil waren, wandten sich viele Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen nach kurzer Zeit wieder ab. Die Forschung lag daraufhin einige Jahre brach.
Doch bereits vor der Corona-Pandemie nahm sie wieder Fahrt auf: Dank einigen wichtigen Entwicklungen nach der Jahrtausendwende, konnten die chemische Struktur der RNA und ihre Lipid-Verpackung deutlich verbessert werden. Mit Beginn der Pandemie wurde die Entwicklung dann noch einmal drastisch beschleunigt, weil plötzlich weltweit unvorstellbar viele Ressourcen in die Forschung gesteckt wurden.
Streit und Teamwork in der Forschung
Inzwischen gilt die mRNA-Technologie auch abseits von Corona als großer Hoffnungsträger der Medizin. Denn sie ist vielseitig einsetzbar und kann schnell an neue Bedarfe angepasst werden. Derzeit wird beispielsweise bereits im Kampf gegen Krebs auf mRNA gesetzt. In Zukunft sind noch viele weitere Anwendungsbereiche denkbar.
Damit handelt es sich um eine der wichtigsten medizinischen Innovationen der vergangenen Jahrzehnte. Keine andere hatte eine so große weltweite Bedeutung. Kein Wunder, dass Forscherinnen und Forscher nun bereits darüber streiten, wer die Lorbeeren dafür ernten darf. Denn neben wissenschaftlichem Prestige warten auch lukrative Patente. Doch weil über die Jahrzehnte so viele Menschen an der Entwicklung beteiligt waren, seien die wahren Urheber kaum auszumachen, erklärt Frank Schubert von Spektrum der Wissenschaft. Vielmehr zeigen die mRNA-Impfstoffe, dass wissenschaftlicher Fortschritt immer eine Teamleistung ist.
Schubert legt im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer den langen Weg dar, den die Forschung zu mRNA-Impfstoffen bereits hinter sich hat. Dabei erklärt er auch, wie diese Technologie funktioniert und wo sie in Zukunft noch eingesetzt werden könnte.