Wikinger: Raue Typen
Die meisten Wikinger-Geschichten handeln von Männern. Egal ob Ragnar Lodbrok und Björn Eisenseite in „Vikings“, Uhtred von Bebbanburg in „The Last Kingdom“ oder Amleth in „The Northman“: Wenn unsere Popkultur die Wikinger-Sagas aufgreift, stehen in der Regel Krieger und Seefahrer im Mittelpunkt. Klar, auch in diesen Serien gibt es wichtige weibliche Charaktere, doch der Fokus liegt auf den männlichen Kriegern und Seefahrern.
Das gilt interessanterweise auch für die Forschung. Lange Zeit standen in der Geschichte und Archäologie die Männer der Wikinger-Gesellschaft klar im Fokus. Über sie wissen wir daher heute viel mehr als über die Rolle der Frauen in der damaligen Zeit.
Heute versuchen Forschende deshalb, diese Wissenslücke über die Wikingerinnen zu schließen. Klar ist, dass auch Frauen in den Kampf zogen, etwa als Schildmaid wie Lagertha in „Vikings“. Doch auch abseits des Schlachtfelds hatten die Frauen der Wikinger eine machtvolle Position – anders als lange vermutet.
Frauen an der Macht
Das zeigen beispielsweise Funde auf Island und Grönland. Demnach hatten Frauen die Macht über eines der wichtigsten Zahlungsmittel der damaligen Zeit, nämlich Textilien und Stoffe. Die Arbeit am Webstuhl verschaffte ihnen damit eine zentrale Rolle in der Gesellschaft der Wikinger, glauben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute. Auch mit anderen Mythen über die Rollenverteilung in der damaligen Gesellschaft Skandinaviens räumen neue Funde inzwischen auf.
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer verrät Karin Schlott, Redakteurin von Spektrum der Wissenschaft, was wir heute über die Rolle der Wikingerinnen wissen und woran bei diesem Thema gerade geforscht wird. Sie geht außerdem auf die Frage ein, warum in der Geschichtswissenschaft so lange die Männer im Fokus standen und erklärt, wie die Wikinger es geschafft haben, große Teile der Welt zu entdecken und zu erobern.