Ob Luther, Schiller oder Gutenberg – nach all diesen berühmten und bekannten Persönlichkeiten sind Universitäten in Deutschland benannt. Die Unis schmücken sich gern mit großen Namen. Meist sind die Namensgeber auch ehemalige Absolventen, die nach der Zeit an der Universität erfolgreich gewesen sind. So auch in Greifswald.
Der Fall Greifswald
Im frühen 19. Jahrhundert hat der Historiker und Schriftsteller Ernst Moritz Arndt an der Universität in Greifswald studiert und später auch gelehrt. In seinen Schriften hat er sich antisemitisch und nationalistisch geäußert – zu seinen Lebzeiten keine Seltenheit.
Im Jahr 1933 benannte sich die Uni in „Ernst Moritz Arndt Universität“ um. Verliehen wurde der Titel von NS-Größe Hermann Göring. Einige Namensgegner nennen auch das als Grund, sich von Arndt zu distanzieren.
Der Streit ist in Greifswald nicht neu. Schon seit der Wende gibt es regelmäßige Debatten und Abstimmungen, ob man den Namen nicht ablegen sollte. 2010 wurde zuletzt abgestimmt und gegen die Umbenennung entschieden. Am 18. Januar 2017 fand nun eine erneute Abstimmung im Universitätssenat statt, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Das Resultat: der Name Arndt muss weg.
Eine Debatte über Namen?
Nicht nur einige Einwohner und Politiker sind mit der Umbenennung unzufrieden. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bei einer Parteiveranstaltung in Greifswald darüber „einigermaßen fassungslos“. Antisemitische und nationalistische Äußerungen waren besonders im 18. und 19. Jahrhundert keine Seltenheiten, sollten sie daher im gesellschaftlichen Kontext bewertet werden? Könnte es sein, dass auch bald andere Unis, wie zum Beispiel die Martin-Luther-Universität in Halle, umbenannt werden?
Wohl eher nicht, meint ZEIT-Redakteur Gabriel Kords. Er kommt aus Greifswald und erklärt im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange: Das Hauptproblem ist nicht der Name Arndt, sondern die Diskussionskultur in Greifswald.
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Redaktion: Conny Poltersdorf