Nicht nur Vokabeln lernen im Schlaf
Dass Schlaf wichtig, gesund und erholsam ist, das überrascht niemanden. Nun aber hat eine Forschergruppe aus Tübingen, Lübeck und Utrecht nach Auswertung von 119 Facharbeiten etwas Überraschendes herausgefunden.
Schlafen hat demnach noch mehr Funktionen, als bislang angenommen: Er stärkt im wahrsten Sinne des Wortes das Immunsystem.
Das funktioniert in etwa wie beim Lernen für eine Prüfung: Wer lernt, braucht danach ausreichend Schlaf, denn erst dadurch wandert die Information auch ins Langzeitgedächtnis. Ganz ähnlich scheint sich unser Immunsystem Informationen über Krankheitserreger einzuprägen.
Langzeitgedächtnis für Krankheitserreger
Bekannt ist, dass wir im Schlaf Informationen des erlebten Tages kanalisieren und verarbeiten. Die Forscher haben nun erkannt, dass das Immunsystem es ganz ähnlich macht: Im Tiefschlaf verarbeitet es die über den Tag gesammelten Informationen über Krankheitserreger und Keime.
Diese Erkenntnis ist völlig neu und nicht ohne Relevanz, denn sie bezieht sich nicht nur auf das Immunsystem, sondern auf praktisch jedes Organ des menschlichen Körpers. Dass überhaupt andere Organe als das Gehirn solche Langzeiterinnerungen speichern, war vorher so nicht bekannt.
T-Zellen sorgen für Immunität
Im Körper funktioniert das Abwehrsystem, weil sich die sogenannten T-Zellen an Erreger erinnern, die sie bereits kennen. Erst dadurch wird es möglich, dass der Mensch nur einmal Windpocken bekommt und dass Impfungen wirken.
Mithilfe der neuen Erkenntnisse könnten nun neue, besser angepasste Impfzeitpunkte gewählt werden, die für eine noch bessere Wirkung sorgen.
Über diese neuen Erkenntnisse hat detektor.fm-Moderatorin Constanze Müller mit Tanja Lange gesprochen, die für die aktuelle Studie die Auswirkungen von Tiefschlaf auf das Immunsystem mit untersucht hat.
Redaktion: Constanze Müller/Javan Wenz