Psychometrik als Wahlentscheidung?
Michal Kosinski ist einer der wohl renommiertesten Experten der Psychometrik, ein Nebenzweig der Psychologie. Dieser Zweig bezieht in seine psychologischen Untersuchungen nicht den Menschen an sich, sondern viel mehr große Datenmengen über den Menschen ein. Die Psychometrik will den Menschen „vermessen“. Hierfür nutzen Forscher wie Kosinski vor allem die Daten, die Facebook über uns sammelt.
Big Data: Likes machen uns transparent
Was Kosinski in den vergangenen Jahren mit seiner Methode der Datenanalyse entwickelt hat, klingt ebenso beeindruckend wie unheimlich. So will der Wissenschaftler anhand von 68 Facebook-Likes vorhersagen können, welche Hautfarbe der Nutzer hat. Seine Treffsicherheit liege dabei bei 95 Prozent. Allein 150 Likes würden reichen, um das Wissen der eigenen Eltern über einen zu überbieten.
Er hat mit seinen Algorithmen alles gesammelt, was die User liken und anklicken und kann damit angeblich ein Persönlichkeitsprofil erstellen. – Anne Fromm, taz-Redakteurin
Nicht nur für die Vorhersage von solch allgemeinen Aussagen über Personen könne Kosinskis Analysetechnik verwendet werden. Mit ihrer Hilfe soll es auch möglich sein, exakt zu definieren, welcher Partei ein User zugeneigt ist. Eine Möglichkeit, die äußerst gefährlich ist. Könnte sie doch dazu verleiten, durch gezielte Wahlwerbung das Wahlverhalten der Bevölkerung zu beeinflussen.
Gewann Trump durch Facebook-Likes?
Genau das soll laut Aussagen Kosinskis im US-Wahlkampf nun der Fall gewesen sein. So behauptet der Wissenschaftlicher, dass die von Donald Trump angeheuerte Firma Cambridge Analytica seine Analysentechnik verwendet hat. Stimmt das?
Über den Psychometriker Michal Kosinski und die Entscheidung der Tagesschau, nicht sofort über die neuesten Entwicklungen im Mordfall einer Freiburger Studentin zu berichten, haben wir mit taz-Redakteurin Anne Fromm gesprochen.