Leben mit der falschen Hand
Mehrere Jahrzehnte lang untersuchte Hanns von Rolbeck Menschen auf der ganzen Welt. Seine Erkenntnis: Die Hälfte aller Menschen ist Linkshänder. In Deutschland leben offiziell nur 12 Prozent als Linkshänder. Das würde bedeuten, dass 38 Prozent fälschlicherweise ihre rechte Hand zum Schreiben, Malen und den Großteil aller Tätigkeiten benutzen, für die eigentlich Feingefühl gefragt ist. Man spricht dann von einer „umgekehrten Linkshändigkeit“.
Der Begriff Händigkeit ist nicht korrekt. Man müsste eigentlich von der Hirndominanz sprechen. Das heißt, ich habe zwei Gehirnhälften. Die eine ist dominant und die andere wird dominiert. – Hanns von Rolbeck, Linkshand-Forscher
Linkshänder mit Lernschwächen?
Andere Studien finnischer Forscher legen nahe, dass Linkshänder im Durchschnitt ein geringeres Geburtsgewicht aufweisen. Damit wird auch impliziert, dass Linkshänder wichtige Entwicklungsschritte wie Krabbeln, Stehen und Laufen später erreichen als Rechtshänder. Diese Aussagen stellt Rolbeck auf Grund der Art der Datenerhebung allerdings in Frage.
Bei diesen Studien habe ich ein Problem: die Wissenschaftler haben keine standardisierte, nachvollziehbare Händigkeitstestung. […] Ich muss eine genaue Händigkeitsuntersuchung machen, basierend auf Kriterien, die nicht unbedingt erlernt sind. – Hanns von Rolbeck, Mediziner und Linkshandforscher
Frühes Erkennen ist wichtig
Ob nun Rechts- oder Linkshänder: Einig ist man sich, dass die Erkennung der Händigkeit schon im frühen Kindesalter sehr wichtig ist. Denn das Erlernen der „falschen“ Händigkeit kann weitreichende Folgen haben. Wenn die nicht dominante Gehirnhälfte überstrapaziert wird, können sich daraus Lernschwierigkeiten für das Kind ergeben.
Zum Weltlinkshändertag hat detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Hanns von Rolbeck über die Folgen einer langjährig gelebten „umgekehrten Linkshändigkeit“ gesprochen. Er ist Mediziner und Linkshand-Forscher.