Fische fangen mit Strom
Künftig kann man Fische in EU-Gewässern mit Strom fangen: Der Elektro-Fischfang nutzt Fangnetze, an denen kleine Elektroden angebracht sind. Diese erzeugen am Meeresboden ein elektrisches Feld und schrecken so zum Beispiel Krabben oder Schollen auf. Bisher haben nur Fischer aus Belgien und Holland die Methode getestet, ab dem kommenden Jahr soll sie in der ganzen EU erlaubt sein. Doch die Methode ist umstritten.
Alternative zu Bodenschleppnetzen?
Gängig sind bislang noch schwere Kettennetze, die Fischer über den Meeresboden ziehen. Diese fangen jedoch große Mengen an ungewolltem Beifang ein und zerstören darüber hinaus wichtige Lebensräume für Lebewesen. Elektro-Netze könnten das ändern: Sie werden knapp über den Meeresboden gezogen und schonen dadurch den Meeresgrund. Außerdem verbrauchen Fischkutter mit elektronischen Netzen weniger Diesel, da sie geringere Gewichte ziehen müssen.
Und es ist tatsächlich so, dass – ähnlich wie bei dem Einsatz von Kettengeschirr – auch der Meeresboden tot zurückgelassen wird, weil alles vernichtet wird durch diesen elektrischen Impuls. – Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace
Kritiker warnen vor Überfischung
Die Methode hat nicht nur Befürworter. Zwar haben die Testläufe in Belgien und Holland gezeigt, dass Elektro-Fischfang deutlich effizienter als herkömmliche Methoden ist. Doch das könnte zu Überfischung führen, warnen Umweltschützer. Bisher hat eine gewisse Maschenweite dafür gesorgt, dass kleinere Fische durch das Netz schlüpfen können. Wenn nun ein elektrisches Feld Fische aller Art ins Netz lockt, ist die Sicherung des Bestandes ungewiss.
Die Entscheidung des Fischereiministerrats war in erster Linie wieder das, was wir schon so gut kennen – mit einem wirklich kurzfristigen Blick auf eine Profitmaximierung und mit einem kurzsichtigen Blick in Richtung Nachhaltigkeit. – Thilo Maack
Fische fangen mit elektronischen Netzen? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit dem Meeresbiologen Thilo Maack gesprochen. Er arbeitet für Greenpeace und weiß mehr über die Vorteile und Risiken der Elektro-Fischerei.
Redaktion: Laura Almanza