Pole sind nur ein mathematisches Modell
Um im Winter Richtung Süden fliegen zu können, orientieren sich Zugvögel am Magnetfeld der Erde. Damit könnten sie in Zukunft womöglich Probleme bekommen. Einige Geophysiker und -physikerinnen gehen davon aus, dass die Pole der Erde wandern und damit eine sogenannte Polumkehr auslösen werden.
Das wäre in der Geschichte der Erde kein Einzelfall. Mehrere Beispiele für eine Veränderung im Magnetfeld konnten bisher erfasst werden. Die letzte wirkliche Feldumkehr fand vor 780 000 Jahren statt, die häufigeren, magnetischen Exkursionen vor 41 000 Jahren. Einige halten ein solches Ereignis daher längst für überfällig.
Wie beim Spaghettikochen
Aber wie kommt es überhaupt zu solchen magnetischen Veränderungen? In der Schule lernen wir, dass die Erde so funktioniert wie ein großer Magnet. Ganz richtig ist das aber nicht. Verantwortlich für das Magnetfeld der Erde ist nämlich eigentlich die Bewegung des flüssigen Eisens am äußeren Rand des Erdkerns.
Der Kochprozess im Erdinneren, diese Flüssigkeitsbewegung ist sehr chaotisch. Das ist, wie wenn man Spaghetti kocht, da blubbert das Wasser mal hier nach oben und mal da. Solange die Flüssigkeit sich so bewegt wie jetzt, ist das Magnetfeld einigermaßen stabil, aber da sie chaotisch ist, kann das eben zusammenbrechen und das Magnetfeld wird schwach. – Dr. Jürgen Matzka, Geoforschungszentrum Potsdam
Langsamer als gedacht
Das wird aber nicht bedeuten, dass die Welt von heute auf morgen auf den Kopf gestellt wird. Eine Pol-Umkehr würde mehrere Jahrhunderte und eine kürzere Pol-Exkursion mindestens 100 Jahre dauern. Es bleibt also noch etwas Zeit, um betroffene Technologien wie zum Beispiel Satelliten auf einen zukünftigen Ernstfall vorzubereiten.
Über die wandernden Pole unseres Planeten und die chaotischen Zustände im Erdkern hat detektor.fm-Moderator David Seeberg mit Dr. Jürgen Matzka vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam gesprochen.
Redaktion: Valérie Eiseler