Kleine Blutsauger
Von Mücken, Zecken und der Wanze im Bett sind wir es gewohnt – sie stechen, beißen und saugen unser Blut.
Wir haben etwa 900 Wanzenarten in Deutschland. Von denen sind aber nur fünf Blutsauger an Wirbeltieren und nur die eine berühmte Bettwanze an Menschen. – Wolfgang Dorow, Zoologe
Doch die Weichwanze Psallus Varians verblüfft mit genau diesem Verhalten die Wissenschaft. Denn in der Regel bevorzugt das Krabbeltier eher Baumpollen und Läuse – am liebsten von Eichen, Weiden und Birken. Zuletzt ist jedoch auch der Mensch zum Zielobjekt geworden.
Das Verhalten der Wanze – ein Rätsel
Vor allem in Westdeutschland häufen sich die Berichte über schwarmhaftes Auftreten und Stiche des wenige Millimeter großen Insekts.
Da dieses Verhalten sehr untypisch ist, wird nach Ursachen geforscht – bisher ergebnislos. Erste Vermutungen geben dem unbeständigen Wetter die Schuld. Der dauernde Wechsel zwischen schwülwarm und Starkregen hat Einfluss auf so manchen Organismus. Wissenschaftlich belegen lässt sich dies jedoch nicht.
Zeitgleich mit dem feuchtwarmen Gewitterwetter ist ja bekannt, dass viele Insekten lästig und die Tiere in ihrem Flugverhalten gestört werden. […] Ob das bei den Wanzen aber auch der Fall ist, ist unklar. Vor allem erklärt das nicht, das geänderte Stechverhalten – also da tappen wir im Dunkeln. – Dr. Wolfgang Dorow, Zoologe
Und wenn’s sticht?
Der Stich schmerzt, bleibt in der Regel jedoch ungefährlich und folgenlos. Krankheiten überträgt die Wanze nicht. Dass dennoch Hautrötungen auftreten, ist auf eine allergische Reaktion zurückzuführen. Dann helfen vor allem Kühlen und juckreizlindernde Salben – im Extremfall Antihistaminika oder kortisonhaltige Cremes.
Ansonsten heißt es abwarten. Auch wenn sich die Wanze im Mai und Juni auffallend stark vermehrt, sind die Tiere im Spätsommer nur noch vereinzelt zu finden.
Was es mit dem Verhalten der Insekten auf sich hat, darüber hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Wolfgang Dorow gesprochen. Der Zoologe beschäftigt sich am Senckenberg Forschungsinstitut für Naturforschung mit den Wanzen.