Widersprüchliche Zahlen
Derzeit warten 10.000 Menschen auf Organtransplantationen. Durchgeführt werden die oft lebensrettenden Maßnahmen aber immer seltener. 2017 haben etwa 1.500 Patienten weniger ein Organ erhalten, als noch 2010.
Aber: Die Zahl der Menschen, die einen Organspendeausweis besitzen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Das hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kürzlich in einer Umfrage festgestellt. Das bedeutet nicht automatisch, dass sie im Fall der Fälle einer Spende auch tatsächlich zustimmen. Es handelt sich um einen sogenannten Entscheidungsausweis. Dennoch scheint die Bereitschaft in der Bevölkerung hoch zu sein. Das passt mit den sinkenden Zahlen der Organtransplantationen auf den ersten Blick nicht zusammen.
Komlizierte Organtransplantationen
Gründe für diesen Widerspruch findet man in den Krankenhäusern selbst. So gibt es zwar in jedem Krankenhaus einen Transplantationsbeauftragten. Allerdings sind die Aufgaben und Pflichten dieser Position oft unklar. Außerdem bedeuten Organtransplantationen in einigen Fällen auch eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Krankenhäuser.
Die Transplantationsbeauftragten sollten ihrer Tätigkeit entsprechend freigestellt werden und die Finanzierung der Organentnahme sollte auch verbessert werden. – Birgit Blome, Deutsche Stiftung Organspende
Und noch ein Punkt gerät oft in Vergessenheit: Patientenverfügung und Organspendeausweis können sich widersprechen. Wer sich in seiner Patientenverfügung gegen intensivmedizinische Maßnahmen entschieden hat, der kommt als möglicher Organspender nicht mehr Frage. Damit Organe entnommen werden können, muss der Körper auch nach dem irreversiblen Hirnfunktionsausfsall weiter funktionstüchtig gehalten werden. Und das geht nur auf der Intensivstation.
Es gibt eindeutig strukturelle Probleme in den Krankenhäusern. Welche das sind und welche Lösungen für die Probleme denkbar sind, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Birgit Blome gesprochen. Sie ist Pressesprecherin der Deutschen Stiftung Organspende.
Redaktion: Berit Ström