Nichts dem Zufall überlassen
Taktische Schachzüge, hochtalentierte Schlüsselspieler, aufwendige Videoanalysen – welche Faktoren im Fußball zum Erfolg führen, ist umstritten. Klar hingegen ist: Wenn es um den sportlichen Erfolg geht, wollen Vereine und Nationalmannschaften nichts dem Zufall überlassen. Für das Ziel WM-Titelverteidigung etwa hat Bundestrainer Jogi Löw sein Team zuletzt zwei Wochen lang intensiv im Trainingslager schuften lassen.
Doch wie leidgeprüfte Fans in der Regel wissen: Ohne das gewisse Quäntchen Glück hilft auch die beste Vorbereitung nichts.
Fast 2.000 Tore untersucht
Wie groß die Bedeutung des Zufalls für den Torerfolg im Fußball tatsächlich ist, wollten Sportwissenschaftler der Technischen Universität München wissen. Dafür haben sie alle 1.932 Tore aus der englischen Premier League und der Bundesliga in der Saison 2016/17 untersucht. Als zufällig galt den Wissenschaftlern ein Tor dann, wenn mindestens einer von sechs vordefinierten Zufallsfaktoren am Tor beteiligt war.
Was wir feststellen können, ist, dass bei Toren in fast der Hälfte aller Fälle Umstände beteiligt sind, die man nicht beeinflussen kann. – Martin Lames, Sportwissenschaftler an der Technischen Universität München
Das Ergebnis der Studie dürfte nicht nur Taktik-Puristen überraschen. Denn bei 47 Prozent aller untersuchten Tore spielte der Zufall – etwa in Form von abgefälschten Bällen, krassen Abwehr- und Torwartfehlern oder Abstaubern nach Aluminiumtreffern – eine maßgebliche Rolle.
Weshalb der Faktor Zufall im Fußball so eine große Rolle spielt und ob sich Jogi Löw künftig also das Trainingslager sparen kann, erklärt der Münchner Sportwissenschaftler Martin Lames im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop.
Redaktion: Jan Philipp Wilhelm