Eine Betonmauer rund um den Äquator
Beton ist das Baumaterial unserer Zeit. Mit der jährlichen Betonproduktion könnte eine Mauer um den Äquator gezogen werden, die zwanzig Meter hoch und zwanzig Meter dick ist. Und die Nachfrage steigt weiter.
Grund sind vor allem die stark wachsenden Städte in aufstrebenden Volkswirtschaften, zum Beispiel in Südostasien und auf der Arabischen Halbinsel. Aber auch in Europa und Nordamerika ist das Interesse an „Betongold“ nach wie vor ungebrochen hoch. Dabei sind die Rohstoffe, aus denen Beton hergestellt wird, keineswegs unendlich verfügbar. Zement, Kies und vor allem Sand sind nämlich knapper, als uns bewusst ist.
Inseln, die im Meer versinken
Im anhaltenden Bauboom haben Staaten wie Dubai ihre eigenen Sandreserven bereits erschöpft. Sie müssen diesen Rohstoff über weite Strecken transportieren, beispielsweise von der Westküste Australiens. Aber auch China ist massiv auf Sandimporte angewiesen, und Singapur hält in Sachen Sandimport den weltweiten Spitzenplatz.
Dabei ist der Abbau von Sand aus dem Meer keineswegs ohne Folgen, wie die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (Unep) mahnt. So sind beispielsweise 24 indonesische Inseln in ein Loch am Meeresboden gerutscht, das durch das Absaugen von Sand entstanden ist. Außerdem spornt der hohe Sandpreis in Südostasien vielerorts zum illegalen Abbau an. Ganze Strände verschwinden dort über Nacht.
Die Baubranche ist der Wirtschaftszweig mit dem höchsten Sandverbrauch weltweit. Daher sieht die Unep hier besonderen Handlungsbedarf, um den Abbau von Sand zu vermindern. Wie das gelingen kann, erfährt detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde im Gespräch mit Dr. Klaus Schwarzer. Er erforscht an der Universität Kiel den Sandabbau im Meer und seine Folgen. Und Dr. Helmut Rosenlöcher hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Beton auch aus Wüstensand hergestellt werden kann, einem Rohstoff also, der lange Zeit als ungeeignet galt.