Was waren noch einmal die klassischen Symptome eines Herzinfarktes? Atemnot, Schmerzen in der Brust, oft auch im Arm. Weiß man doch, oder? Ganz so einfach ist es aber nicht. Die hier beschriebenen Symptome haben nämlich hauptsächlich Männer. Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt anders: Rückenschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen. Das jedoch wissen dann schon wieder deutlich weniger Menschen. Und auch weniger Ärztinnen und Ärzte. Die Folge: Bei Frauen werden Herzinfarkte oft nicht direkt erkannt.
Status Quo in der Medizin: der Mann
Ähnliche Probleme gibt es auch bei der Medikamentenvergabe. Medikation wird überwiegend an Männern erforscht und an Männern getestet. Weibliche Körper aber arbeiten anders: Die Fettverteilung ist anders, das Herz schlägt schneller, der Darm arbeitet langsamer und die Hormone sind anders gelagert. Das beeinflusst auch, wie Medikamente vertragen und verarbeitet werden. Muss die Medizin also weiblicher werden?
Wenn Daten über Frauen fehlen – lassen sich diese nicht vielleicht anders beschaffen? Mittlerweile geben viele Nutzerinnen und Nutzer von Apps freiwillig allerhand Informationen preis, auch medizinische. Um Gesundheitsapps nutzen zu können, werden Gewicht, Alter, Größe, Puls, Zyklus, Wohlbefinden, Kopfschmerzen, Darmprobleme und vieles mehr angegeben. Dadurch entsteht nicht nur eine große Fülle an Daten – sie sind darüber hinaus auch ungemein wertvoll. Aktuell werden sie hauptsächlich für Werbezwecke genutzt. Denkbar wäre aber auch diese Daten für die Forschung zu nutzen.
Frauen medizinisch benachteiligt
Über die Probleme in der medizinischen Forschung und die Folgen spricht detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit Sarah Hiltner und Dr. Christiane Groß. Sarah Hiltner forscht an der Radboud Universität in Nimwegen in den Niederlanden zu gendersensitiver Medizin, Christiane Groß ist Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes und setzt sich schon lange für mehr Gleichberechtigung in Medizin und Forschung ein.