Rechenzentren sind wie gigantische LAN-Partys
Das Internet, das ist nicht einfach so da. Damit wir es wie selbstverständlich nutzen können, laufen in sogenannten Rechenzentren permanent hunderttausende Rechner auf Hochtouren. Also quasi gigantische LAN-Partys, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Die meisten von ihnen stehen in und um Frankfurt am Main, denn da ist der größte Internetknoten der Welt zu Hause. Mehr als 1.000 Netze aus Europa laufen hier zusammen. Je dichter ein Rechenzentrum an diesem Knoten liegt, desto schneller ist die Verbindung zu anderen Servern.
Ungenutzte Abwärme, Flächen- und Stromverbrauch, CO₂-Ausstoß
Durch Digitalisierung, Kryptowährungen und künstliche Intelligenz werden immer mehr Lebens- und Arbeitsbereiche ins Internet verlagert. Um all diese Rechenleistungen zu erbringen, braucht es auch mehr und immer größere Rechenzentren. 3.000 große und ca. 50 kleine Rechenzentren gibt es laut dem Branchenverband Bitkom bisher in Deutschland. Tendenz steigend. Und wer schon mal bei einer LAN-Party war, weiß vielleicht, dass auch dort oft selbstgebastelte Kühlsysteme und Ventilatoren notwendig sind, damit die PCs nicht abstürzen.
Umweltschützerinnen und Umweltschützer sorgen sich um genau diese Hitze. Denn Computer, die pausenlos auf Hochtouren laufen, werden heiß. Die Wärme, die in Rechenzentren entsteht, wird bisher meist ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Dazu kommt der hohe Stromverbrauch und CO₂-Ausstoß, den Rechenzentren verursachen.
Rechenzentren sollen nachhaltiger werden
Um die Betreiberfirmen zu mehr Klimaschutz zu verpflichten, bringt die Bundesregierung ein Gesetz auf den Weg. Der Entwurf für das „Energieeffizienzgesetz“ sieht vor, dass Rechenzentren ihren Strom in Zukunft aus erneuerbaren Energien beziehen und auch ihre Abwärme vollständig wiederverwenden. Außerdem fordert die Bundesregierung mehr Transparenz über die Auswirkungen auf das Klima: Betreiberfirmen von Rechenzentren sollen in Zukunft Informationen über ihren Stromverbrauch und die entstehende Abwärme mitteilen müssen. Daraus soll dann ein Energieeffizienzregister entstehen, das öffentlich einsehbar ist.
Was ein Rechenzentrum ist, wo in Deutschland Rechenzentren stehen, wie nachhaltig sie sind und warum jeder, der das Internet nutzt, sich für sie interessieren sollte – darüber sprechen detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew und detektor.fm-Redakteurin Joana Voss in dieser Folge von „Mission Energiewende“. Der ITler Kai Richter, der selbst in einem Rechenzentrum arbeitet, erzählt, warum er sich trotzdem gegen die Baupläne für ein neues Rechenzentrum bei ihm um die Ecke engagiert. Und die Expertin für nachhaltige IT beim Umweltbundesamt, Marina Köhn, erklärt, welche Hoffnungen sie in das neue Energieeffizienzgesetz mit Blick auf die Nachhaltigkeit von Rechenzentren setzt.