Psycho-Aufklärung durch Influencer?
Wer sich schon einmal darum bemüht hat, weiß, wie schwierig es ist, in Deutschland einen Therapieplatz zu finden. Nach einer Umfrage der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung gab es im Jahr 2021 40 % mehr Anfragen als Therapieplätze in psychotherapeutischen Praxen. Nur jede vierte Person bekam demnach einen Termin für ein Erstgespräch. Die Nachfrage nach psychologischer Hilfe ist um ein Vielfaches höher als das Angebot. Kein Wunder also, dass in den sozialen Medien Tipps und vermeintliche Fakten über psychologische Krankheitsbilder eine große Reichweite haben.
Ein Problem an dieser Entwicklung: Inhalte in den sozialen Medien können von allen verbreitet werden, die einen Account haben und Content produzieren. Ob sie ausgebildete Psychotherapeut:innen sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Ein Video, das gefährliches Halbwissen verbreitet, kann aber unter Umständen mehr Personen angezeigt werden als solche Inhalte, die von Expert:innen erstellt werden.
Selbstdiagnose statt Therapie?
Doch selbst wenn die Inhalte von Psychologinnen oder Psychotherapeuten erstellt werden, ist die Gefahr groß, dass User sich daraufhin selbst mit einer Krankheit diagnostizieren. Ganz ähnlich wie die Diagnose durch eine Google-Suche nach Krankheitssymptomen führt das Ergebnis bei Betroffenen oft zu falschen Rückschlüssen. Psychologische Diagnosen sind sehr individuell und sollten auf jeden Fall von Fachärzt:innen oder Psychotherapeut:innen gestellt werden.
Wie hilfreich oder gefährlich können Selbstdiagnosen aufgrund von solchen Therapie-Videos sein? detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde spricht darüber mit Rammiya Gottschalk. Sie ist Psychotherapeutin und klärt auch selbst auf TikTok und Instagram über psychische Krankheiten auf.
Wer Hilfe braucht, kann sich auch jederzeit an die Telefonseelsorge unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 wenden, oder findet professionelle Hilfsangebote unter suizidprophylaxe.de.