500 Polizisten räumen 30 Flüchtlinge
Am Münchner Sendlinger-Tor-Platz wurde am Mittwoch Abend ein Flüchtlingscamp geräumt. 500 Polizeibeamte rückten in voller Montur an, um einen Hungerstreik von 30 Asylsuchenden zu beenden. Diese hatten zuletzt nicht nur die Nahrungsaufnahme verweigert, sondern auch nicht mehr getrunken. Damit war ihre Gesundheit enorm gefährdet.
Die Flüchtlinge forderten ein Bleiberecht und wandten sich vor allem gegen die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften. Außerdem protestierten sie gegen die Residenzpflicht.
Als die Polizei das Camp räumen wollte, kletterten einige der Flüchtlinge auf Bäume. Sie drohten, in die Tiefe zu springen. Daraufhin wurde ein Sprungkissen unter die Bäume gestellt. Letztendlich konnten alle Flüchtlinge zur Aufgabe bewegt werden.
Zeltstadt, LKW-Garage, freier Himmel
Die Situation von Asylsuchenden in Bayern gilt spätestens seit diesem Jahr als angespannt. Denn der Freistaat war bisher auf die steigenden Flüchtlingszahlen nicht eingestellt. Die Betroffenen wurden in einer Zeltstadt oder in LKW-Garagen untergebracht. Das Erstaufnahmelager Bayernkaserne im Norden Münchens war völlig überfüllt. Dort mussten Flüchtlinge sogar im Freien übernachten. Außerdem hatte es mehrere Fälle von Tuberkulose gegeben.
Innenminister spricht von „Spektakel“ und mangelnder Dankbarkeit
Im Falle des Flüchtlingscamps am Sendlinger-Tor-Platz bemühte sich Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) um Vermittlung. Andere Töne schlug Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) an: Er nannte das Camp „ein Spektaktel“ und zeigte „null Verständnis“ dafür, dass man sich „in einer solchen Art und Weise über die Bedingungen in Deutschland beschwert.“
Wie ist die Lage der Flüchtlinge in München?
Was am Mittwoch am Sendlinger-Tor-Platz passierte und wie es um die Lage der Flüchtlinge steht, darüber sprechen wir mit Andreas Glas. Er berichtet für die Süddeutsche Zeitung aus München.