Mobilität: eine Sache des Geldes
Das 9-Euro-Ticket ist Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung. Für neun Euro im Monat können Menschen deutschlandweit den Nah- und Regionalverkehr nutzen. Hochgerechnet auf die drei Monate, die das Ticket gilt, kostet es also 27 Euro. Das eröffnet gerade Menschen mit geringem Einkommen neue Möglichkeiten, denn der öffentliche Nahverkehr ist normalerweise deutlich teurer. Eine Monatskarte in Berlin kostet zum Beispiel für die Tarife A und B 86 Euro, eine Zugfahrt von Leipzig nach Rostock eine Woche im Voraus gekauft um die 50 Euro pro Person.
Gerechtigkeit auf Zeit?
Viele können sich solche Preise nicht leisten – insbesondere mehrköpfige Familien. Ausflüge ans Meer, an den See oder sogar in die Innenstadt liegen für manche erst durch das 9-Euro-Ticket im Bereich des Möglichen. In einem viralen Instagram-Post nennt Autor*in Sinthujan Varatharajah zum Beispiel konkrete Personengruppen, für die das Ticket mehr Freiheiten bedeutet: „[…] die rassifizierten Jugendlichen, die mit dem 9-Euro-Ticket zum ersten Mal aus der Vorstadt in die Innenstadt reisen können, die ökonomisch ausgebeuteten Familien, die zum ersten Mal in ein Naherholungsgebiet fahren können; die geflüchteten Menschen, die ihre Liebsten in fernen Asyllagern vereinfacht besuchen können; die Menschen, die sich richtungs- und zeitunabhängig von A nach B und B nach A in der Stadt und zwischen Dörfern bewegen können.”
Nun läuft die Maßnahme des 9-Euro-Tickets aber am 31. August aus. Wie ist es aus der sozialen Sicht zu bewerten? Und wie könnte der öffentliche Nahverkehr dauerhaft sozial gerecht werden? Darüber spricht detektor.fm-Redakteurin Alina Eckelmann mit der Mobilitätsforscherin Dr. Philine Gaffron von der TU Hamburg.