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Der emeritierte Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, 2014 bei einer Messe. Foto: Andreas Solaro | AFP
Bild: Andreas Solaro | AFP

Christoph Röhl über seinen Film „Verteidiger des Glaubens“

„Eine klerikale Kaste von Männern“

Religiöse Reinheit nach innen und teuflische äußere Feinde. „Verteidiger des Glaubens“ ist mehr als nur ein Portrait von Joseph Ratzinger. Christoph Röhls neuer Film zeichnet ein differenziertes Bild der katholischen Kirche.

Die Kirche des Joseph Ratzinger

Der Filmemacher Christoph Röhl ist Atheist. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat er sich viele Jahre mit der katholischen Kirche auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist der Film „Verteidiger des Glaubens“ mit dem Hauptprotagonisten Joseph Ratzinger.

2005 erreicht Ratzinger das höchste Amt der katholischen Kirche. Er wird zum Papst gewählt und nennt sich Benedikt XVI.. 2013 tritt er dann überraschend zurück, offiziell aus Altersschwäche.

Anhand der Biografie Ratzingers beleuchtet Röhl den Widerspruch zwischen Wünschen nach innerer Vollkommenheit und der heraufbeschworenen Gefahr eines omnipräsenten äußeren Feindes. Immer wieder kommen Menschen zu Wort, die in jeweils anderen Verhältnissen zu Ratzinger und der katholischen Kirche stehen. „Verteidiger des Glaubens“ ist dabei ein kritischer Film. Obwohl anfangs nicht intendiert, zieht sich die Erzählung einer rückwärtsgewandten, krisenhaften und von Missbrauchsskandalen geprägten Kirche durch den Film. Dafür wird Röhl stark kritisiert.

Das ist eine hermetisch abgeriegelte Welt, eine Männerwelt, die sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Recht nimmt zu bestimmen, was sie machen und tun, und bestimmte Privilegien genießt und ganz nah an Gott ist und das Recht für sich beansprucht, die Wahrheit für andere auszulegen. – Christoph Röhl, Regisseur von „Verteidiger des Glaubens“

Die Verteidiger des Glaubens melden sich zu Wort

So meldet sich nach Veröffentlichung des Films unter anderem Erzbischof Gänswein zu Wort. Er erklärt den Film zum Debakel und warnt vor ihm. Die Bischofskonferenz kritisiert Röhls Darstellung als nicht konstruktiv in der Aufklärung sexualisierter Gewalt in der Kirche. Der Film zeige zudem ein verzerrtes Bild des emeritierten Papstes und werde Ratzingers Rolle im Kampf gegen Missbrauch in der Kirche nicht gerecht.

Auch Christoph Schönborn, Wiener Kardinal, verteidigt Ratzingers Engagement im Kampf gegen Missbrauchstäter. Der Publizist Peter Seewald spricht sogar von einem regelrechten Vernichtungswillen Röhls.

Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen. Die Reaktion ist aber sehr interessant, denn da merkt man einfach, dass man der Kirche niemals eine kritische Frage stellen darf. Es gibt ein Frageverbot. – Christoph Röhl

Über den Film „Verteidiger des Glaubens“ spricht detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde mit Regisseur Christoph Röhl.

Christoph Röhl über seinen Film „Verteidiger des Glaubens“ 08:31

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