Konzern Kirche
Kirchen sind nicht nur Glaubensgemeinschaften, sondern auch wirtschaftliche Unternehmen und zwar ziemlich große. Insgesamt 1,3 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in Organisationen, die zu Kirchen gehören. Das sind oft Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen oder Kindergärten. Damit sind die Kirchen der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland. Nächstenliebe und soziale Verträglichkeit sind christliche Werte, doch trotzdem sind kirchliche Organisationen in diesem Jahr mehrmals beim Thema Mitarbeiter negativ aufgefallen.
Sonderrechte für Kirchen und Ausnahmen
Im Juli haben wir in dieser Serie bereits über die correctiv-Recherchen zum Fall Bethel in Berlin berichtet. Dem Geschäftsführer des Bethel-Diakoniewerks Karl Behle ist unter anderem vorgeworfen worden, sich selbst zu viel Geld ausgezahlt zu haben. Ein Vorwurf: Wegen fehlender Transparenz ist das zunächst gar nicht bemerkt worden.
Ein weiterer Kritikpunkt an den Kirchen ist das Streik-Verbot für die Mitarbeiter katholischer Einrichtungen. Im Oktober haben sich dann Mitarbeiter der Marienhausklinik im saarländischen Ottweiler dem Verbot widersetzt und kollektiv ihre Arbeit niedergelegt. Sie kritisieren die Arbeitsbedingungen und fordern einen gewerkschaftlichen Tarifvertrag. Grund für benannten Missstände sind oft Sonderrechte der Kirchen und Ausnahmen.
Das geht wirklich auf die Weimarer Republik zurück und auf die strikte Trennung von Kirche und Staat. Was an sich ja auch eine sinnvolle Trennung ist. Man muss sich dann aber wirklich die Detailbereiche angucken, ob die noch zeitgemäß sind. – Jonathan Sachse, correctiv.org
Der Staat behandelt Kirchen und ihre Unternehmen in vielen Bereichen besonders. Die Reporter vom Recherche-Netzwerk correctiv.org haben die Kirchen als Arbeitgeber jetzt noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Sie fordern mehr Kontrollen und mehr Transparenz.
detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer hat mit Jonathan Sachse von correctiv.org über die Sonderrechte für Kirchen gesprochen und ob darüber, ob diese noch zeitgemäß sind.
Redaktion: Tina Küchenmeister