Reform der Organspende
Es gibt zu wenige Spendeorgane. Dass die Organspende lebenswichtig ist, das ist den meisten Menschen zwar klar. Aber weniger als ein Drittel haben einen Organspende-Ausweis. Und das, obwohl mehr als acht von zehn Deutschen der Transplantation ihrer Organe nach dem Tod grundsätzlich positiv gegenüber stehen. Eine paradoxe Situation. Und genau die will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ändern. Diese Woche hat er den Vorschlag zur sogenannten „Doppelten Widerspruchslösung“ vorgestellt. Unterstützt wurde er vom Koalitionspartner SPD. Auch der Gesundheitspolitiker und Fraktionsvize der SPD, Karl Lauterbach, fordert diese Regelung.
Angst und Verdrängung
Ein Problem ist: Die Menschen beschäftigen sich ungern mit dem Thema ihres eigenen Todes. So sieht es beispielsweise die Deutsche Stiftung Organtransplantation. Hingegen hat der Vorsitzende des Ethikrats die Neuregelung als übergriffig bezeichnet. Denn der Körper gehöre somit quasi dem Staat. Auch im Meinungsressort der tageszeitung gehen die Meinungen auseinander. Darf man die Menschen durch die Neuregelung in eine Richtung „schubsen“? Oder ist das schon Nötigung und grenzt die Entscheidungsfreiheit ein?
Ich finde, damit kommen wir nicht weiter. Diese Freiheit gibt es schon längst. Aber zu welchem Preis wird sie eigentlich genutzt? Statistisch gesehen sterben jeden Tag drei Menschen. Weil sie kein Spenderorgan bekommen. – Johanna Roth, Leiterin des Ressorts Meinung bei der taz
Eine zumutbare Lösung?
Die Widerspruchslösung könne den Menschen zugemutet werden. Denn der Widerspruch soll formlos möglich sein. Wo verläuft die Grenze zwischen gesundem Misstrauen und irrationalen Ängsten? Und woher kommen die Vorbehalte gegenüber der Organspende? Über diese Fragen spricht Johanna Roth, taz-Redakteurin, mit detektor.fm-Moderator Christian Erll.