Warschau: Vom Trümmerfeld zur modernen Metropole
Keine andere Stadt Europas hat so stark unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten wie Warschau. Vor dem deutschen Überfall als Paris des Ostens gepriesen, war sie 1945 ein Trümmerfeld. Mehr als eine halbe Million Zivilisten hatten die Nationalsozialisten seit 1939 ermordet, den Rest der Bewohner nach dem Warschauer Aufstand 1944 deportiert und die einstige Millionenstadt dem Erdboden gleichgemacht.
Zwar bauten die stolzen Polen ihre Hauptstadt wieder auf, doch die fast vier Jahrzehnte andauernde sowjetische Fremdherrschaft hat das Stadtbild nachhaltig geprägt. Das Wahrzeichen der Stadt – der Kulturpalast – steht für viele Polen bis heute für die Wunden, die Deutsche und Russen der Stadt und dem Land zugefügt haben.
Metropole zwischen Erinnerung und Neuanfang. Impressionen aus Warschau. Quelle: Youtube/Maciej Margas
Die Fussball-EM als Wendepunkt
Doch seit dem EU-Beitritt Polens 2004 entwickelt sich Warschau in rasendem Tempo: Hochhäuser schießen in den Himmel, der jahrzentelang verseuchte Fluss wird zur neuen Lebensader der Stadt und die Kunst- und Kulturszene floriert. Warschau ist, für viele überraschend, auch eine der grünsten Hauptstädte Europas.
Seinen ersten Höhepunkt hat die Stadt zur Fussball-EM 2012 in Polen und der Ukraine erlebt. Damals verwandelten die Einwohner und hundertausende Besucher die Stadt wochenlang in eine Partyzone. Seitdem nimmt auch der Tourismus aus Westeuropa stetig zu. „Wawa“, wie die Warschauer liebevoll sagen, ist ein nicht mehr ganz so geheimer Tipp unter jungen Europäern.
Darum hat es auch die Journalistin Anja Datan-Grajewski nach dem Studium in Leipzig an die Weichsel gezogen. Welche Beziehung sie zu Warschau hat und was Besucher dort über sich und die Polen lernen können, erklärt sie im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Joachim Dresdner.