Chancengleichheit?
Ungerechtigkeit beginnt schon lange vor der Vergabe der ersten Noten. Auch bei der Studienwahl gibt es Faktoren, die den Studienerfolg beeinflussen. Kommt der Studienanfänger aus „gutem Hause“, ist es wahrscheinlicher, dass er an der Universität erfolgreich ist. Demgegenüber brechen Studierende aus Arbeiterfamilien häufiger ihr Studium ab.
Es ist schon frappant, wie Bildungschancen in Deutschland vererbt werden. – Oskar Piegsa, Chefredakteur bei ZEIT Campus
Zudem gibt es regionale Unterschiede zwischen den Unis, was die Bewertung von Studienleistungen angeht. So hat eine Studie des Wissenschaftsrats von 2010 ergeben, dass die Durschschnittsnote des Bachelors Physik in Würzburg bei 1,5 liegt – in Darmstadt hingegen bei 2,4. Dies liegt kaum an schlechteren Leistungen, sondern an höheren Ansprüchen der Dozenten.
Ungerechtigkeit auf vielen Ebenen
Nicht nur bei wichtigen Entscheidungen, sondern auch im universitären Alltag erfahren Studierende Ungerechtigkeit. Beispielsweise fällt Menschen mit Behinderung der Zugang zur Uni häufig noch immer schwer. Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung sind auch an der Hochschule gegenwärtig. Dabei sind Antidiskriminierungsstellen, an die sich die Betroffenen wenden können, mittlerweile fester Bestandteil fast jeder Uni.
Die stark hierarchische Struktur der Hochschule steht der Auflösung von Ungerechtigkeit oft im Weg. Häufig scheut sich der oder die Betroffene, das Problem anzusprechen. Da sie sich meist in rechtlichen Grauzonen befinden, bleiben zahlreiche Fälle von Belästigung, Diskriminierung und ungerechter Behandlung oft ohne Konsequenzen.
Es gehört zum Wesen der Universität wie sie heute existiert, dass sie ganz stark vermachtet und hierarchisiert ist. – Oskar Piegsa
Wie vielfältig Ungerechtigkeit an der Hochschule sein kann, darüber hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Oskar Piegsa von ZEIT Campus gesprochen.
Redaktion: Lara-Lena Gödde