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Patient getting blood transfusion in hospital clinic. Foto: Elnur | Shutterstock

Zurück zum Thema | Blutspende

Warum wird noch immer diskriminiert?

Männer, die mit Männern Sex haben, dürfen nur Blut spenden, wenn der letzte sexuelle Kontakt mindestens zwölf Monate zurückliegt. Das ist diskriminierend und medizinisch fragwürdig – verschiedene Länder fahren mit anderen Konzepten gut. Warum ist die Regelung in Deutschland so restriktiv?

„Zurück zum Thema“ bei Daily Drive

Wegen der Corona-Pandemie und dem heißen Sommer im letzten Jahr ist deutlich weniger Blut gespendet worden. Die Bestände der Konserven sinken stetig, der Bedarf nicht. Viele Menschen würden gerne spenden, dürfen aber nicht. Ihr Liebesleben stellt ein „sexuelles Risikoverhalten“ dar. Zu ihnen gehören Sexarbeitende, Menschen mit vielen wechselnden Partnern und Partnerinnen oder Männer, die mit Männern schlafen (MSM). Sie dürfen erst zwölf Monate nach dem letzten sexuellen Kontakt eine Blutspende abgeben. Das soll für mehr Sicherheit sorgen und die Empfängerinnern und Empfänger der Blutspende vor dem Risiko einer Infektion schützen.

Wir begrüßen es immer, wenn mehr Menschen Blut spenden können, sofern die Gesundheit der Empfängerinnen und Empfänger sichergestellt ist.

Stephan David Küpper, Pressesprecher des Zentrums für Transfusionsmedizin Ratingen-Breitscheid, Deutsches Rotes Kreuz

Stephan David Küpper, Pressesprecher des Zentrums für Transfusionsmedizin Ratingen-Breitscheid, Deutsches Rotes Kreuz

Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung

Doch der De-facto-Ausschluss von Männern, die Sex mit Männern haben, hat nicht nur eine medizinische Komponente, sondern auch eine gesellschaftliche. Denn die unterschiedliche Behandlung und Rückstellfrist aufgrund der sexuellen Orientierung ist diskriminierend. Zwar sind Männer, die mit Männern schlafen, öfter von HIV betroffen, doch zum einen gehen die Infektionen zurück, zum anderen wird auch bei einer monogamen Beziehung, in der die Männer Safer Sex haben, nicht differenziert.

Letztendlich hängt ein mögliches Infektionsrisiko ja nicht von der sexuellen Identität des Spenders ab, sondern vom tatsächlichen Risikoverhalten. Egal, ob jemand schwul, hetero- oder bisexuell ist.

Jens Brandenburg, FDP Bundestagsabgeordneter

Jens Brandenburg, FDP Bundestagsabgeordneter Foto: Tobias Koch

Internationale Vorbilder

Andere Länder zeigen, wie es auch gehen kann. Kanada und Frankreich haben zum Beispiel eine Rückstellfrist von drei Monaten. Das reicht, um eine HIV-Infektion vor der Blutspende festzustellen. Dänemark und (ab Sommer 2021) Großbritannien verzichten in einer monogamen Partnerschaft ganz auf die Frist. Spanien, Italien, Portugal und Südafrika fragen gar nicht nach der sexuellen Orientierung, sondern nach dem individuellen sexuellem Verhalten. Studien belegen, dass es nach den Lockerungen in z. B. Italien, Kanada oder Großbritannien kein erhöhtes Infektionsrisiko für Patienten und Patientinnen gab.

Ich kenne ganz viele Leute, die in monogamen Beziehungen leben und immer Safer Sex haben und durchaus bereit wären, Blut zu spenden. Warum die ausschließen?

Albert Kehrer, Leiter der LGBT*IQ-Stiftung Prout At Work

Albert Kehrer, Leiter der LGBT*IQ-Stiftung Prout At WorkFoto: Max Kühn

Warum ist die Regelung in Deutschland noch immer so einschränkend? Und was muss passieren, damit sich das ändert?

Darüber spricht detektor.fm­-Moderatorin Marie Jainta mit Albert Kehrer, Geschäftsführer der LGBT*IQ-Stiftung „Prout at Work“, und mit Stephan David Küpper. Er ist Pressesprecher des „Zentrum für Transfusionsmedizin Ratingen-Breitscheid“ des Deutschen Roten Kreuz. Zu Wort kommt außerdem der FDP-Bundestagsabgeordnete Jens Brandenburg, der sich schon lange für eine neue Regelung einsetzt.

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