(Fast) allein zu Haus
Journalismus ist Kommunikation – in Richtung des Publikums, aber auch innerhalb der Redaktion muss ständig kommuniziert werden: Wer fragt welches Interview an? Wer nimmt welchen Artikel ab? Und wer geht eigentlich wann in die Mittagspause? All diese Fragen klären wir seit dieser Woche digital. Denn in Zeiten von Corona haben natürlich auch wir unsere Abläufe der aktuellen Situation angepasst. Wie viele andere Unternehmen haben auch wir unseren „normalen“ Arbeitsalltag deutlich umgestellt. Heute geht unsere erste Woche im Home-Office zu Ende.
Ausgenommen sind die beiden letzten Kolleginnen und Kollegen, die in der Redaktion arbeiten: Chefin oder Chef vom Dienst und Moderator beziehungsweise Moderatorin. Die dürfen weiterhin – mit zwei Meter Mindestabstand – persönlich kommunizieren. Unter normalen Umständen wechseln diese Dienste bei uns oft täglich. Jetzt nicht mehr. Wir arbeiten in dieser Phase mit festen Teams, die sich jeweils wochenweise abwechseln.
Home-Office bei detektor.fm
Über das Tool Slack stimmen wir uns ständig ab, entweder in Gruppen oder per Privatnachricht. Immer aus dem jeweiligen Home-Office in die Redaktion und zurück. Was wir beobachten: zeitversetzteres Arbeiten kann gelingen. Denn die allermeisten Slack-Nachrichten müssen nicht sofort beantwortet werden. Im regulären Betrieb ist das oft anders: Wer etwas wissen will, fragt direkt und bekommt sofort eine Antwort – von einer Kollegin oder einem Kollegen, die oder der dafür oft die Arbeit unterbricht. Wenn es doch einmal dringend ist, telefonieren wir. Die meisten Dokumente bearbeiten wir mit kollaborativen Tools wie Google Drive und unsere Podcasts planen wir gemeinsam mit der Projektmanagementsoftware Trello. Zur Abstimmung untereinander schalten wir uns regelmäßig in Videokonferenzen zusammen. Natürlich schreiben wir uns aber auch weiterhin E-Mails.
Zwischenfazit nach der ersten Woche im Home-Office: Ja, das Kommunizieren ist aufwendiger als vorher. Aber es klappt! Unserem tagesaktuellen Podcast „Zurück zum Thema“ hört man die besonderen Umstände bisher jedenfalls nicht an.
Zurück zum Thema!
Um den zusätzlichen Kommunikationsaufwand auszugleichen, gönnen wir uns den Luxus automatisierter Audio-Transkriptionen. In wenigen Minuten wird so aus einem 60-Minuten-Interview ein praktisches Textdokument mit Zeitmarken. Der Grund: Interviews lesen geht deutlich schneller als hören. Ein größeres Problem stellt sich aber einen Schritt davor: Wie können wir in der aktuellen Situation Gespräche aufnehmen, wenn niemand im Studio ist? Einfache Antwort auch hier: von zu Hause.
Komplexe Antwort: Viele Kollegen und Kolleginnen zweckentfremden ihre Bettdecke und richten sich ein Ad-hoc-Homestudio ein (denn Raumhall ist der Erzfeind eines jeden Audio-Journalisten). Kollegen-Gespräche laufen aktuell oft so ab: Kollegin A verkriecht sich unter ihrer Decke oder in ihren Kleiderschrank, ausgerüstet mit einem Mikrofon und Notizen. Kollege B tut das gleiche – allerdings in seiner eigenen Wohnung, versteht sich. Kollegin A ruft dann Kollege B zum Beispiel über Whatsapp oder Telegram an, um Handy-Störsignale auf der Aufnahme zu vermeiden. Beide zeichnen sich selbst vor Ort auf, anschließend werden die beiden Spuren dann wieder zusammengefügt.
Die Qualität der Aufnahmen ist nicht immer so perfekt wie im Studio, aber immer noch erstaunlich hörenswert. Natürlich werden wir, sobald die Corona-Krise vorbei ist, wieder unsere professionellen Studios nutzen. Aber wir haben in dieser ersten Woche Home-Office schon gelernt: Im Zweifel geht alles auch ganz anders!
Wir produzieren für euch, so lange es geht, weiter unsere Livestreams und Podcasts und wünschen euch alles Gute!
Euer detektor.fm-Team