WM-Stimmung nur im FIFA-Hotel?
Die Leipziger Journalisten Tobias Zwior und John Hennig sind Anfang Juni auf eigene Faust nach Brasilien gereist, um abseits der Spiele über die Auswirkungen der Fussball-WM auf das Land zu berichten. Doch die ersten Tage in Sao Paolo verbrachten sie vor allem damit, sich an die Besonderheiten des brasilianischen Alltags zu gewöhnen: Mega-Staus, verschwundenes Gepäck und streikende U-Bahnfahrer. Und das inmitten einer 20-Millionen-Metropole, die genau wie der Rest des Landes nicht so richtig warm werden will mit der WM. Gute Stimmung schien jedenfalls im Hotel der FIFA-Delegation aufzukommen – wo sich auch nächtlicher Damenbesuch zeigte.
Mittendrin: Tobias Zwior ( 2.v.r) und John Hennig (h.r.) recherchieren in Brasilien rund um die WM. Foto: privat
Im ersten Teil unseres WM-Berichts erzählen Zwior und Henning von ihren Erlebnissen und Beobachtungen aus dem Gastgeberland.
Über staubige Bolzer nach Barcelona
Obwohl die Brasilianer wohl nicht in WM-Stimmung sind, der Fussball zählt trotzdem zum nationalen Kulturgut. Und nichts repräsentiert dieses so gut, wie die allgegenwärtigen Straßenfussballer auf Wiesen, Plätzen und Hinterhöfen. So zumindest lautet das romantische Klischee von den Bolzplätzen den Landes. Dabei stirbt der Straßenfußball gerade in den Großstädten langsam aus. Vor allem der anhaltende Bauboom vertreibt die Bolzer aus den Zentren.
reales Klischee: Zumindest an der Peripherie der Metropole Sao Paolo gibt es noch echte Straßenfussballer. Foto: Tobias Zwior
Echter Straßenfußball wird noch in den ganz armen Stadtteilen und auf dem Land gespielt. Denn der Traum vieler Kids, es über die Bolzplätze in den Profifußball und die Topclubs Europas zu schaffen lebt weiter. Nicht zuletzt weil die Vereine mittlerweile professionelle Ausbildungszentren unterhalten. John Hennig hat sich auf die Suche nach dem Mythos der brasilianischen Straßenfußballer gemacht. Hören sie mehr dazu im zweiten Teil unseres WM-Berichts.
Alles außer Fußball
in der Doppelstunde Sport sprechen wir auch immer über die kleinen Geschwister des Fußballs. Dafür nehmen wir uns drei der etwas größeren Brüder vor: die deutschen Profiligen für Basketball (BBL), Eishockey (DEL) und Handball (HBL). Letztere macht dieses Mal den Auftakt unserer Mini-Serie zum Profi-Sport im Schatten des Fußballs. Doch sportlich muss sich gerade die Handballbundesliga nicht verstecken. Anfang Juni bestritten mit dem THW Kiel und dem SG Flensburger-Handewitt zwei deutsche Teams das Finale der EHF Champions League. Und im wichtigsten Wettbewerb des Club-Handballs hat die deutsche Liga ein Art Titel-Abo. In den vergangenen zehn Jahren ging jeder zweite Titel nach Deutschland.
Im Interview erklärte uns HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, warum die junge Liga der absolute Branchenprimus des Sport ist, wann die Nationalmannschaft es wieder an die Weltspitze schafft und warum der Hamburger SV auch im Handball tief in der Krise steckt.
Kniebeuge mit über 200 Kilo Gepäck – Powerlifting
100, 200, 250 Kilogramm. Bodybuilder und Gewichtheber stemmen enorme Gewichte, um sich in Form zu bringen und Titel zu erringen. Ein Schippe legen jedoch die Powerlifter drauf. In drei Kategorien messen sie sich im Stemmen von enormeren Stahlbergen. Bei 457,5 Kilogramm liegt der aktuelle Weltrekord im Kreuzheben. Entsprechend hart trainiert die kleine Powerlifter-Community und gerät dabei, wie so viele Sportler, in Versuchung, ihre Leistung illegal zu steigern. Doch warum die Plackerei? Und geht das überhaupt ohne Doping?
Volle Pulle: Die Powerlifter Daniel Ebert (vorn) und Florian Brandt (hinten) beim Training. Foto: Niklas Ottersbach
detektor.fm-Reporter Niklas Ottersbach hat diese Fragen einem der besten Powerlifter der Welt gestellt, dem Leipziger Daniel Ebert. In seiner Reportage hat er den Vize-Weltmeister bei der WM-Vorbereitung begleitet.
Sport und Medien – eine Bestandsaufnahme
Sport ist in erster Linie ein Hobby. Trotzdem genießt er eine enorme mediale Aufmersamkeit. Ganze Sender beschäftigen sich rund um die Uhr mit Fussball, Formel 1 und Co. Und vor Fußballweltmeisterschaften sendet selbst der öffentlich-rechtliche Rundfunk Brennpunkte, wenn sich ein Nationalspieler verletzt. Doch warum ist das so? Und warum gibt es keinen Sportüberdruss? Wie macht man ein gutes Sportformat und warum gibt es trotzdem so wenige? Diese und viele andere Fragen haben wir mit jemanden besprochen, die er aus ersten Hand weiß: Jens Huine hat vor fast zehn Jahren das Sportradio360 gegründet, das einzige reine Talkradio in Deutschland, dass sich ausschließlich mit Sport beschäftigt – und dabei eher wenig mit Fussball.
Im ersten Teil des Interviews erzählt Huine, wie es zu dem Sender kam, warum ihn Fußball nur am Rande interessiert hat und warum viele Sportmedien mehr von der Leidenschaft als den Verdienstmöglichkeiten leben.
Danach wagen wir einen Blick auf die gesamte Landschaft der Sportmedien: Wer ist „Schuld“ an der Monokultur des Fußballs, was kann man von US-Sportsendern lernen und wie sieht die perfekte Sportsendung aus?