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Internationaler Hörspiel-Wettbewerb | detektor.fm sendet Gewinner-Stücke

Von Ohr zu Ohr: Ausgezeichnete Hörspiele im Radio

Einmal im Jahr trifft sich die internationale Hörspiel-Szene beim Hörspielsommer. Unter freiem Himmel heißt es dann: Ohren spitzen und zurücklehnen. Bei detektor.fm geht der Hörspielsommer in die Verlängerung. Wir bringen die Gewinner-Stücke des Festivals ins Radio.

Die freie Hörspielszene hat zwei Pflichttermine: das Berliner Hörspielfestival und den Hörspielsommer. Die Macher der Festivals wollen die Hörspieltreibenden abholen, aus ihren Experimentierkammern herausholen, sie ein bisschen fordern und etwas mehr fördern.

Der Hörspielsommer ist an diesem Wochenende zu Ende gegangen und hat auch diesmal wieder hervorragende Stücke prämiert. Wir senden die Gewinner in dieser Woche jeweils ab 22 Uhr – und zitieren im Folgenden aus den Begründungen der Jury:

Montag, 27.07.: „Preface.Demonstration“ von Melanie Albrecht (Beste Idee)

„Der Kunstgriff liegt bereits in der Auswahl des Materials. Die Gruppe friendly fire hat in Leipzig Originaltöne gesammelt – es sind besondere Originaltöne: Geräusche, Töne, Musik, Atmos, Stimmen, Slogans, die im Jahr 2015 auf den Leipziger Demonstrationen gegen Legida aufgenommen wurden.

Für das Stück „Preface: Demonstration“ haben Melanie Albrecht und Michael Wehren, die zum Kern von friendly fire gehören, dieses Audiomaterial sortiert, bearbeitet und ihm eine neue rhythmische und musikalische Struktur gegeben. Die Autoren oder besser Monteure bauen aus den eingefangenen Originaltönen eine reichhaltige und facettenreiche Klangszenerie. (…)

Albrecht und Wehren gelingt mit ihren präzisen Aufnahmen und deren gekonnter Collage etwas, das über den gegenwärtigen Anlass, die Märsche gegen Legida, hinausweist. In ihrem Stück werden die Demonstrationen zu einem Ausdruck von Protest im Allgemeinen. Es spiegelt die Kraft und Bedrängnis, die Freude und Aufregung sowie den Ernst und die Stärke, welche mitschwingen, wenn Menschen sich zu solchen Massenkundgebungen zusammenfinden.“

Dienstag, 28.07.: „Er + Ich ERICH“ von Helmut Hostnig (Beste Inszenierung)

„Die Hör-Collage „Er + ich: ERICH“ konstruiert auf intelligente, unaufgeregte und charmante Weise die Biografie der fiktiven Figur Erich auf der Basis von Originaltönen (…). Die von Helmut Hostnig zusammengetragenen Originaltöne werden in bemerkenswerter Weise zu einer neuen Geschichte verwoben: Es entsteht eine vielschichtige Biografie einer Person, die in der Realität so zwar nicht existiert haben mag, sie aber dennoch alle möglichen Charaktereigenschaften von uns vertrauten Menschen in sich vereint.

Zu hören sind aufschlussreiche Aussagen über Sehnsüchte, Enttäuschungen, Erinnerungen über ein fiktives ›Er‹, die durchweg von realen, zufällig interviewten ›Ichs‹ artikuliert und vom Regisseur und Autor zu einer neuen, individuellen Biografie prägnant und klug collagiert werden.

Hostnig lässt in seiner außergewöhnlichen Inszenierung einen No-Body im Wortsinn entstehen, der uns mal mehr, mal weniger vertraut erscheint. (…) Der ebenso aus einem langen Prozess der Sammlung und Auswahl von Originaltönen hervorgegangene Nachruf auf Erich erzeugt dabei im Nachdenken über menschliche Existenz und Individualität eine melancholische Atmosphäre, ohne dabei schweres Pathos an den Tag zu legen.“

Mittwoch, 29.07.: „Mad-Mex“ von Stephan Roiss (Bestes Klangbild)

„Der österreichische Autor und Hörspielmacher Stephan Roiss weiß: Wir begreifen Fremdes nie außerhalb des Kontextes der Kultur, die uns geprägt hat. Wenn wir uns in der Fremde bewegen, bricht der Eindruck des Neuen am Vorwissen und an der Haltung des Reisenden, die er unweigerlich mit im Gepäck hat.

Das Hörstück „Mad-Mex“ ist in diesem Erlebnisraum einer Reise ins bekannte-unbekannte Mexiko angesiedelt. Die kluge Montage aus poetischem Reisebericht, Originaltönen und rhythmisch-dynamischer Musik trägt den Charakter eines sich entfaltenden Road-Trips inhaltlich stark mit.

Stephan Roiss versteht es in diesem Hörspiel, sprachlich und klanglich Bilder, Situationen und Landschaften zu erzeugen und den Hörer dramaturgisch bis zum Schluss zu bannen. Der Hörer wird Teil des „Wir“, das sich in Beobachtung und Wahrnehmung dem fremden Land, seinen Menschen, seinem Klima, seiner Kultur und Natur annähert. Das Stück spielt dabei mit Klischees, harter Realität und vor allem sensibler Beobachtung in der Fremde.“

Die Gewinner-Stücke laufen immer 22 Uhr im Programm von detektor.fm

PS: Die Vorbereitungen für das nächste Festival beginnen mit dem Ende des diesjährigen. Einsendeschluss für den Wettbewerb ist im nächsten Jahr schon der 1. März.


Der 13. Internationale Hörspielwettbewerb bei detektor.fm wird präsentiert der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft und der Sparkasse Leipzig.

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