Mehr als nur Pop Art
Er gilt unbestritten als einer der bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts: Andy Warhol. Seine „Shot Sage Blue Marilyn“ von 1964 wurde 2022 für 195 Millionen Dollar bei Christie’s in New York versteigert. Nach „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci ist es das zweitteuerste versteigerte Kunstwerk überhaupt. Das ist insofern eine interessante Wendung, da Warhol mit seinen in Serie produzierten Werken dem Kapitalismus stets einen Spiegel vorhielt. Die Fotografiska und die Neue Nationalgalerie zeigen momentan eine ganz andere Seite von Warhol, eine, die lange nicht in der Öffentlichkeit stand. Sein Begehren, seine Suche nach männlicher Schönheit und Erotik. Ein Beispiel dafür ist das „Boy Book“, das er bereits in den 1950er-Jahren zeichnete.
Andy Warhol schuf offen homoerotische Zeichnungen in einer Zeit, in der Homosexualität in den USA verboten war. Als Aktivist für LGBTQI+-Menschen wurde er deswegen aber trotzdem nicht gesehen.
Suche nach Zugehörigkeit
In seinen Fotografien zeigt sich jedoch eine stetige Suche Warhols nach Zugehörigkeit, wie es gerade die Ausstellung „After the Party“ in der Fotografiska nachzuzeichnen sucht. Aber zu wem eigentlich?
Die Ausstellung zeigt Fotografien, Polaroids und Filme, die Warhol während und nach den Partys gemacht hat. Sie porträtieren das hedonistische Nachtleben der 1970er-Jahren, beschreibt Thomas Schäfer im Podcast, und sind in vielen Punkten auch sehr explizit, etwa wenn Warhol männliche Akte fotografiert, die er später in seinem Tagebuch als Landschaften bezeichnet. Es sind Werke, in denen die Grenze zwischen dem Privaten und der Kunst verschwimmt.
In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna mit Elke Buhr und Boris Pofalla vom Monopol-Magazin über die Rolle von Queerness in Warhols Leben und Werk. Außerdem gibt der Kurator Thomas Schäfer Einblicke in „After the Party“. Die Warhol-Ausstellung in der Fotografiska in Berlin läuft noch bis zum 15. September 2024.