Radikale Körperkunst
„If more people made beautiful things, if more people were creative, the world wouldn’t be such an ugly, fucking disastrous shithole that we’re living“, sagt die britische Künstlerin Tracey Emin. Sie ist direkt — vor allem in ihrer Kunst. In ihren Installationen, Zeichnungen, Werken aus Neonschrift geht es um Liebe, Spiritualität, Tod, Abschied, Angst, Wut und Überleben. Das bewegte Leben der Anfang-60-jährigen stand dafür von jeher Modell.
Ich glaube, dass aus dieser sehr persönlichen Herangehensweise sehr wichtige Kunstwerke entstanden sind, wie zum Beispiel die Skulptur „My Bed“.
Saskia Trebing, Monopol-Magazin

Die Installation besteht aus ihrem eigenen Bett, in dem sie über einen längeren Zeitraum lebte — Zigarettenschachteln, Schnapsflaschen, benutzte Kondome, Blut — all das wird zu einem Werk, in das sich ihr Körper eingeschrieben hat. „Dieses vermeintlich niedere Material in die Kunst zu bringen, ist auch aus kunsthistorischer Perspektive interessant“, erzählt Saskia Trebing im Podcast, „dass man eben auch dieses Readymade, was ja eigentlich geprägt wurde durch neue, unverbrauchte Objekte, dass sie das umgedreht hat.“
Vorher hat Jeff Koons diesen Fetisch für das glänzende, unangetastete Konsumobjekt geprägt, das hat sie eigentlich auf sehr schlaue Art umgedreht, indem man sagt: Der Mensch, der in diesem Objekt eingeschrieben ist, das ist eigentlich das Wichtige.
Saskia Trebing
„My Bed“ wurde 1999 für den renommierten Turner Prize nominiert. Momentan kann man das Werk in der Ausstellung „Tracey Emin — Sex and Solitude“ im Palazzo Strozzi in Florenz besichtigen.
Politische Nachwuchsförderung
Heute widmet sich Emin vor allem dem Malen und Zeichnen — das hält sie am Leben, damit bleiben die Gedanken und Emotionen im Fluss. Nach schwerer Erkrankung hat sie vor ein paar Jahren ihr Leben noch einmal komplett umgekrempelt, sie gründete in ihrer Heimatstadt Margate die „Tracey Karima Emin Studios“, eine Art kollaborativer Art Space für Nachwuchskünstlerinnen und -künstler. Manche würden ihre Arbeit dort als politischen Aktivismus betrachten, Emin hingegen sieht es als Akt der Nächstenliebe.
To be kind, you don’t have to be political. Being kind doesn’t make you a socialist, it makes you a nicer person.
Tracey Emin

In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat mit Saskia Trebing vom Monopol-Magazin über die britische Künstlerin Tracey Emin.
Die aktuelle Ausstellung von Tracey Emin — „Sex and Solitude“ — im Palazzo Strozzi in Florenz könnt ihr noch bis zum 20. Juli besichtigen.