Wie kommt das Spiel ins Buch…?
Wir können zweifelslos sehen, dass Spiele heute eine Hauptthema für den Rest der Kunstszene wird, in allen Genres: Musik, Bildhauerei, Malerei, Literatur, Film, Theater, vielleicht auch Tanz werden Elemente aus Videospielen nutzen, um neue Formen zu finden. Man könnte also sagen, dass Videospiele die anderen Kunstformen dominiert. – Espen Aarseth, Videospiel-Wissenschaftler
Videospiele haben auch auf den Buchmarkt einen immer größer werdenden Einfluss. Erst im April meldete Der Spiegel auf Platz 1 seiner Bestsellerliste ein Buch, das in der offenen Welt des Spiels Minecraft spielt. Damit ist der Trend von Romanen zu Spieleserien auch einer großen Masse aufgefallen.
Doch es gibt nicht einfach nur Bücher zum erfolgreichen Spielen. Vor allem Jugendromane beschäftigen sich mit der Frage, wie weit sich Computerspieltechnik entwickeln kann und wie viel Einfluss auf das Leben haben wird. Autoren erzählen von virtuellen Realitäten, die die Helden bereisen. Ein besonders bekanntes Beispiel ist Ernest Clines Roman „Ready Player One“, den Steven Spielberg verfilmt hat.
Manche Bücher orientieren sich sogar in ihrere Struktur an Videospielen: Der Roman „Dunkle Zahlen“ von Matthias Senkel behauptet von einem Literaturprogramm geschrieben worden zu sein und das Inhaltsverzeichnis ähnelt einer Programmstruktur. In „Jump’n’Run“ von Christian Schloyer muss der Leser sich nach festen Regeln, sein Gedicht selbst zusammenbauen.
… und wie kommt das Buch ins Spiel?
Videospiele hatten schon immer viel mit Literatur zu tun. Immerhin waren die frühen Spiele sehr textlastig: Die ersten Multiplayer-Spiele, sogenannte „Multi User Dungeons“, liefen nur über Text. Obwohl Spiele inzwischen Filmbilder generieren und mit Schauspielern besetzt werden, gibt es immer noch viel Text. Die Zwischensequenzen von „Last Odyssey“ sind halbe Romane, in „Skyrim“ können Spieler umfangreiche Schriftrollen finden und „NieR“ verwandelt sich zwischenzeitlich in ein Textadventure.
Ich würde mir allerdings wünschen, dass es mehr Spiele zu Büchern gibt, weil man da dann auch freier ist. Wenn man ein Spiel zu einem Film macht, hat man eine sehr genaue Vorstellung. Das ist ja die große Stärke von Büchern, dass sich das jeder anders vorstellen kann. – Christian Schiffer, WASD-Magazin für Spielkultur
Spiele nehmen immer wieder Literatur als Grundlage, aber sie haben auch selbst immer öfter literarische Qualität. In „What Remains of Edith Finch“ erkunden die Spieler eine Umgebung, um so verschiedene Geschichten zu entdecken. Es gibt also auch eine Literarisierung im Spielemarkt.
Hausbesuch mit Hindernissen
Es ist oft schon schwer genug diese Spielbücher zu lesen. Am Ende von jedem Abschnitts wird der Leser gefragt, was er als nächstes tun will und immer könnte es die falsche Entscheidung sein. Die falsche Abbiegung führt in den Giftsumpf – tot. Beim Würfeln nicht genug Glück gehabt und das Monster beißt zu – tot. Wie schwer muss es da erst sein, Spielbücher zu schreiben? Swen Harder hat mit „Reiter der schwarzen Sonne“ eines der längsten bekannten Spielbücher geschrieben. Der Leser muss ich durch mehr als 1350 Abschnitte kämpfen.
Bei so einem Projekt ist die größte Herausforderung, den Überblick zu behalten. Bei einem Hausbesuch gewährt Swen Harder Einblicke in seine Notizen und verrät, welche Brettspiele er in seiner Kindheit mit seiner Schwester gespielt hat.
Über diese Themen sprechen Claudius Nießen und Franziska Wilhelm im Literatur-Podcast „Seite 37“.
Bücher spielen
Für diese Ausgabe haben wir euch gefragt, welche Bücher ihr gerne einmal in Form eines Videospiels erleben wollen würdet. Viele von euch haben sich Kafka gewünscht, vermutlich weil es da bilderreiche Ansätze gibt. Außerdem wurde unter anderem „On the Road“ von Jack Kerouac genannt, „Die Bibel nach Biff“ von Christopher Moore und „Cloud Atlas“ von David Mitchell.
In der nächsten Ausgabe geht es dann um Politik und wir wollen wissen, was ihr von politischer Literatur haltet. Lest ihr Romane, in denen politische Fragen verhandelt werden, oder soll sich die Literatur da raushalten und ein Zufluchtsort jenseits der Nachrichten sein? Wir wollen eure Meinung hören bei Facebook, Twitter und Instagram oder schreibt uns eine Mail an literatur@detektor.fm.