Antisemitismus auf der „documenta 15“
Die documenta, die wohl bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst, wird überschattet von Antisemitismus-Vorwürfen. Alle fünf Jahre findet die documenta in Kassel statt – die diesjährige „documenta 15“ vom 18. Juni bis 25. September. Rund 1 500 Kunstschaffende aus aller Welt stellen aktuell in Kassel aus. Kunst abseits des europäischen Kunstspektrums sollte auf dieser documenta im Fokus stehen.
Gremium aus Expertinnen und Experten soll vermitteln
Schon im Januar ist einigen der aktuellen Kuratorinnen und Kuratoren des indonesischen Kollektivs Ruangrupa vorgeworfen worden, antisemitisch zu sein. Bereits kurz nach der Eröffnung hat es den ersten Skandal gegeben: antisemitische Karikaturen auf einem großflächigen Banner, ein Werk der Gruppe Taring Padi. Das Banner wurde abgehängt. Dies war jedoch nicht der einzige Antisemitismus-Vorwurf im Rahmen der „documenta 15“. Ein Gremium aus unabhängigen Expertinnen und Experten ist schließlich eingeschaltet worden, um die Vorfälle zu beurteilen. Und eben dieses Gremium forderte schließlich, bestimmte Kunstwerke nicht mehr auszustellen, die klar antisemitisch seien. So auch die Videoinstallation „Tokyo Reels Film Festival“. Einige documenta-Künstlerinnen und -Künstler haben als Antwort darauf einen gemeinsamen Brief verfasst, in dem von Zensur und Rassismusvorwürfen die Rede ist.
Auch die Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat gefordert, einige der umstrittenen Kunstwerke nicht mehr auszustellen. Andere Politiker und Politikerinnen haben sogar verlangt, dass die „documenta 15“ abgebrochen und nicht weiter finanziell unterstützt werden solle, so zum Beispiel die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär von der Union. Auch der Bundestagsabgeordnete Frank Müller-Rosentritt meint, dass das Kulturstaatsministerium die bereits an Ruangrupa gezahlten Fördermittel zurückfordern müsse.
Sollte die Bundesregierung die documenta überhaupt noch unterstützen? Das fragt detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt Frank Müller-Rosentritt. Dr. Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, erzählt, wie er nach all den Antisemitismus-Vorwürfen noch eine Zukunft für die documenta sieht.