Das komplette einstündige Spezial „The Who – 50 Jahre My Generation“ läuft heute um 18.00 Uhr im Wortstream.
„My Generation“ von The Who gilt als eines der wichtigsten Alben der Sechziger. „The Kids Are Alright“, „Out In The Street“ und vor allem der Titeltrack „My Generation“ gelten als stilprägend für die weitere Entwicklung der Rockmusik. Man sagt, The Who hätten den Punkrock erfunden – aber auch die Rockoper und den Stadionrock. Um zum Mythos The Who ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir mit Ben Marshall gesprochen, seines Zeichens Rockjournalist und Autor der The-Who-Biographie „The Who 50 – Die offizielle Bandgeschichte“.
Wir schauen uns die Geschichte der Band von ihren Anfängen im London der frühen Sechziger bis hin zum plötzlichen Tod von Schlagzeuger Keith Moon im Jahr 1978 an. Dabei betrachten wir auch die sozialen und kulturellen Hintergründe, denn The Who haben sich auch als Spiegel ihrer Zeit begriffen.
In seinen Songs hat Pete Townshend, der Kopf der Band, immer auch Zeitgeist-Themen aufgegriffen und kritisch betrachtet. The Who haben im Laufe ihrer Karriere über Mods, Hippies, die Kommerzialisierung der Rockmusik und spirituelle Erleuchtung gesungen, sich aber nie auf eine Ideologie oder Subkultur festlegen lassen. Ben Marshall bezeichnet The Who in seiner Bandbiographie als „Meta-Band“.
Was nach fünfzig Jahren bleibt
Was aber haben The Who der Popwelt hinterlassen? Ben Marshall hat da seine ganz eigene Theorie. Zum einen, sagt er, haben The Who den modernen Popstar erfunden. Kein Schwiegermuttersohn, sondern ein Rebell, der das gutbürgerliche Publikum vor dem Fernseher schockiert. Vom Punkrock bis zum Hip-Hop – alle subversiven Popgenres bauen auf diesem Konzept auf.
Sie haben die Idee begründet, dass Rockbands vor allem streitlustig sein sollten. Darum haben die Punks sie auch so verehrt. – Ben Marshall
The Who waren aber auch eine der ersten Rockbands, die Pop als ernsthafte Kunstform gesehen haben. Die Rockopern „Tommy“ und „Quadrophenia“ sind dafür gute Beispiele. Aber eben auch das Spiel mit den kulturellen Identitäten oder das berühmte Zerschlagen von Gitarren auf der Bühne kann man als Kunst bezeichnen.
Popmusik kann nicht authentisch sein. Alles was ein Popstar tut, ist letztendlich Performance. Das haben sich The Who wie keine andere Band ihrer Zeit zunutze gemacht. Ihre Kunst war subversiv und politisch, dabei hatten sie keine Berührungsängste mit großen Ideen. Genau darum klingt „My Generation“ heute noch so neu und unverbraucht wie 1965.
Podcast: Das The-Who-Spezial kompakt
Redaktion: Vincent Raßfeld