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Mit mehr Selbstvertrauen zum zweiten Album: Aldous Harding. Foto: Beggars
Mit mehr Selbstvertrauen zum zweiten Album: Aldous Harding. Foto: Beggars

Album der Woche: Aldous Harding – Party

Party für alle, die zuhören wollen

Das Debütalbum von Aldous Harding wurde mit Lob überschüttet, die Neuseeländerin bewege sich in den gleichen musikalischen Sphären wie Kate Bush. Ist dieser Hype gerechtfertigt? Das neue Album „Party“ macht die Entscheidung nicht leicht.

Für eine Erkenntnis braucht man wirklich nicht lange bei Aldous Harding: Der Albumtitel Party führt auf jeden Fall in die Irre – leichte Popmusik-Kost gibt’s hier garantiert nicht. Die Songs von Aldous Harding sind anspruchsvoll und nicht immer leicht zu verdauen. Aber immerhin hat die Neuseeländerin seit ihrem ersten Album eine steile Lernkurve gemacht, wie viel emotionale Intensität sie sich selbst – und auch dem Publikum zumuten kann. Die neuen Songs sollten deshalb auch nicht mehr ganz so selbst-zentriert sein wie ihr frühes Material.

Niemand will fünf Strophen darüber hören, wie ich ein bestimmtes Ereignis in meinem Leben interpretiere. Daraus wird ja nicht unbedingt ein guter Song. Aber trotzdem schreibe ich, was ich fühle. Ich denke nur ein bisschen mehr darüber nach, was das für andere bedeutet, und versuche eine Balance zu finden. Ich kann die vielleicht nicht gut beschreiben, aber ich weiß genau, wenn sie da ist.

Aldous Harding: weniger düster, aber tiefgründig

Im Vergleich zum Vorgänger, der schlicht Aldous Harding heißt, ist Party, was die Grundstimmung angeht, tatsächlich ein ganzes Stück besser ausbalanciert und weniger düster. Und es enthält einen beträchtlichen Sicherheitspuffer zwischen ihrer Gefühlswelt und dem, was Aldous Harding in ihren Songs auftauchen lässt. Ja, sie schreibt immer noch sehr persönlich. Aber sie nimmt gleichzeitig mehr Rücksicht darauf, was das möglicherweise für andere bedeutet. Allerdings ist die emotional „zurückgenommene“ Aldous Harding nicht weniger tiefgründig und kann an einigen Stellen auch immer noch ziemlich schwer auszuhalten sein für Menschen, die selbst eher sensibel sind.

Anders als bei ihrem ersten Album ist Party nicht komplett in Hardings Heimat Neuseeland entstanden. Zwei arbeitsintensive Wochen verbrachte sie zusammen mit dem Produzenten John Parish in dessen Studio im britischen Bristol. Es hat wohl eine Weile gedauert, bis sie eine gemeinsame Sprache gefunden hatten – aber letztlich verstanden die beiden sich trotz ihrer oft gegensätzlichen Herangehensweise, ohne groß etwas erklären zu müssen.

Mir fällt es manchmal schwer zu sagen, was ich meine. John war so geduldig mit mir! Wenn ich mühsam versucht habe, ihm zu erklären, was ich mir vorstelle, hat er mich irgendwann einfach so lange im Kreis denken lassen, bis ich müde wurde. Und wenn ich dann vergessen hatte, was ich eigentlich tun wollte, hat sich endlich was bewegt.

Das geduldige Miteinander im Studio hat sich jedenfalls gelohnt – auch wenn sich nicht ganz genau ergründen lässt, wie viele Meinungsverschiedenheiten Aldous Harding im Rückblick vielleicht lieber diplomatisch verschweigt. Letztlich zähle nur das Ergebnis, findet sie.

Wenn du zwei Menschen zusammenbringst, die unterschiedlicher Meinung sind, erzeugt das eine gewisse Unsicherheit, eine Art negative Balance. Ich weiß nicht genau, wie ich es bezeichnen soll. Und trotzdem hat sich innerhalb der ersten Stunden gezeigt, dass wir miteinander vorankommen und alles so ist, wie es sein soll.

Neues Label, neues Selbstvertrauen

Party ist für Aldous Harding in mehrfacher Hinsicht ein Neustart: Es ist das Debüt bei ihrem neuen Label 4 AD und es ist aus einem neuen Selbstbewusstsein heraus entstanden. Sie hatte nämlich lange Zweifel, ob Musik überhaupt das ist, was sie machen will – und das obwohl die Reaktionen auf ihre erste Platte beim Publikum wie auch bei Kritikern mehr als wohlwollend waren. Die neue, selbstsichere Aldous Harding sagt jedenfalls, sie sei viel entspannter geworden – zumindest, was ihre Kunst betrifft. Nicht nur deshalb wirkt die neue Platte vielschichtiger und gleichzeitig aufgeräumter. Die Songs sind aufs Wesentliche reduziert und das ist meistens eben doch einfach nur die Stimme von Aldous Harding und die Emotionen, die sie darüber transportiert. Es gehört Mut dazu, sich so angreifbar zu machen, aber das falle ihr mittlerweile leichter, sagt sie.

Es fühlt sich nicht mehr so schwer an, meine Musik anderen Menschen zu öffnen. Ich habe zumindest nicht mehr das Gefühl, sie damit zu belasten. Ich mag mittlerweile das Gefühl, nicht genau zu wissen, ob andere einen neuen Song auch mögen oder ich damit alleine dastehe. Ich habe gelernt, dass es egal ist, solange ich denke, es ist gut genug.

Letztlich ist das vermutlich die wichtigste und erwachsenste Erkenntnis, die Aldous Harding aus der Arbeit an Party mitnimmt: Entscheidend ist nur, was sie über ihre Musik denkt. Ob und wie sich andere darin wiederfinden, liegt außerhalb ihrer Kontrolle. Das Album zu veröffentlichen, ist also ein Loslassen – aber kein melancholischer Abschied. Es ist ein Geschenk an alle, die zuhören wollen.

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